Helden des Mittelstands 2021

Mal entwickeln sich Umsätze anders als geplant, die IT-Probleme sind größer als erwartet oder Fachkräfte Mangelware. Wir porträtieren jede Woche einen Mittelständler, der eine Herausforderung kreativ, mutig und klug gemeistert hat.

Carsten Finke
Geschäftsführer Inperfektion GmbH
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 178:

Carsten Finke

Geschäftsführer Inperfektion GmbH

Das Problem
Dem Automatisierungsspezialisten brachen 2020 Aufträge weg. Ein Problem: Der Firmensitz ist Heinsberg bei Aachen, das als Coronahotspot galt.
Die Lösung
Inperfektion machte aus der Not eine Tugend, entwickelte unter anderem ein coronakonformes Produkt für Kantinen: Ein Roboterarm transportiert sauberes Besteck direkt von der Spülmaschine in einen Besteckhalter, in dem Messer, Gabeln und Löffel fein säuberlich nebeneinander liegen. So wird verhindert, dass das Besteck durch mehrere Hände wandert. Ein großer Automobilkonzern will das System demnächst in seiner Kantine einsetzen.
Die Umsetzung
Die Idee stammte vom Eventgastronomen Klaus Marcu – der hatte Finke bei einer TV-Sendung zum Thema Corona gesehen und danach Kontakt aufgenommen. Beim Bau des Roboterarms kooperierte Inperfektion mit dem Antriebsspezialisten SEW Eurodrive, der Motoren und Elektronikkomponenten lieferte. Innerhalb von sechs Monaten war der Prototyp entwickelt. Nun folgt das Gerät für den Einsatz in Kantinen und Großküchen.
30
Prozent beträgt das Umsatzwachstum von Inperfektion in diesem Jahr. Der Gesamtumsatz dürfte damit rund fünf Millionen Euro erreichen.
Text: Jürgen Salz
Foto: PR
Rasem Baban
Direktor der Münchner Tierpark Hellabrunn AG
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 177:

Rasem Baban

Direktor der Münchner Tierpark Hellabrunn AG

Das Problem
Ein Ziel des gemeinnützigen Unternehmens ist es, Gäste für die Bedrohung der Artenvielfalt zu sensibilisieren. Exotische Tiere sind den Besuchern jedoch fern.
Die Lösung
Zurück zu den Wurzeln: Der börsennotierte, mehrheitlich im Besitz der Stadt München befindliche Zoo erweitert sein Programm um in Bayern heimische, vom Aussterben bedrohte Nutztiere. „Diese Arten sind den Gästen näher“, sagt Direktor Baban. „Die Schönheit dieser Tiere soll zu dem Gedanken führen: Da läuft was schief, wenn solche Arten ums Überleben kämpfen müssen“, ergänzt der ehemalige Berater.
Die Umsetzung
Der mittelständische Tierpark baut eine Mühlendorf genannte Anlage im Stil eines bayrischen Bauernhofs. Dort leben unter anderem Murnau-Werdenfelser-Rinder und Augsburger Hühner, deren Gefieder schwarz ist. „Die Tiere haben für die industrielle Nutztierhaltung keinen Wert, weil sie weniger Milch geben beziehungsweise Eier legen. Deshalb drohen sie auszusterben“, sagt Baban. „Die Besucher staunen, sie erleben viele Aha-Momente.“
193
Mitarbeiter beschäftigte der Tierpark Hellabrunn im vergangenen Jahr. 750.000 Besucher kamen in den Zoo – 72 Prozent weniger als im Vorjahr.
Text: Lukas Zdrzalek
Foto: PR
Uta Vardar
Gründerin Varia Vardar
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 176:

Uta Vardar

Gründerin Varia Vardar

Das Problem
Der kleine Buchladen lebt von Kunden, die sich vor Ort vom ungewöhnlichen Sortiment verführen lassen. Im Lockdown suchten viele die Inspiration im Netz.
Die Lösung
Der bloße Ausbau ihres E-Commerce-Angebots war für Gründerin Uta Vardar kein gleichwertiger Ersatz für den Ladenbesuch. Daher entwarf die Düsseldorferin zusammen mit der Kölner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft eine Strategie für den Auftritt von Varia Vardar bei Facebook, Instagram und Google-Business. Zu dieser gehören tägliche Postings und Fotos über Neuerscheinungen und besondere Aktionen.
Die Umsetzung
Bis zu zwei Stunden am Tag feilt das kleine Team am Auftritt des Buchladens in den sozialen Netzwerken. So hat es sich innerhalb eines Jahres eine treue Fangemeinde erschlossen. Mehr als 400 Kunden auch außerhalb der Stadt folgen regelmäßig den teils englischen Posts. So auch die irische Botschaft in Berlin – sie wählte Varia Vardar als eine von drei deutschen Buchläden für eine Onlinelesung des Bestsellerautors Roddy Doyle aus.
34
Quadratmeter klein ist der Buch- und Gemischtwarenladen, den Uta Vardar im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort betreibt.
Text: Peter Steinkirchner
Foto: PR
Annette Roeckl
Geschäftsführerin Roeckl Handschuhe & Accessoires
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 175:

Annette Roeckl

Geschäftsführerin Roeckl Handschuhe & Accessoires

Das Problem
Sommerhandschuhe sind weitgehend aus der Mode – nun entziehen Klimawandel und Temperaturanstieg auch noch der Winterware die Geschäftsgrundlage.
Die Lösung
Über hochwertige Accessoires, die früher eine Nebenrolle im Sortiment spielten, macht sich die 54-Jährige unabhängiger vom Wintergeschäft. In der Kollektion für Frühjahr und Sommer 2021 dominierten hochwertige Tücher und Haarbänder aus Stoff in bunten Farben, dazu Taschen, Gürtel und Portemonnaies aus der eigenen Ledermanufaktur in Rumänien. Auch Plüschpantoletten gehören nun zum Sortiment.
Die Umsetzung
Der Plan geht auf. Roeckl macht zunehmend Umsatz, unabhängig von den Jahreszeiten. So verkaufte das 1839 gegründete Traditionsunternehmen, das einst Hoflieferant von Bayerns König Ludwig und Österreichs Kaiserin Sissi war, im letzten Geschäftsjahr 7500 Handtaschen, rund 3000 mehr als im Jahr davor. Dabei hilft auch Marketing über reichweitenstarke Influencerinnen, die jüngere Zielgruppen erreichen.
16
Millionen Euro Jahresumsatz macht Roeckl – Tendenz steigend. Bei einer Insolvenz in Eigenregie schlossen 2017 8 von 19 Filialen. Heute sind es wieder 14.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Stefan Otte
Geschäftsführer Hallenbad Isernhagen
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 174:

Stefan Otte

Geschäftsführer Hallenbad Isernhagen

Das Problem
Gäste des Hallenbads Isernhagen müssen geimpft, genesen oder getestet sein. Die Mitarbeiter brauchen für die Kontrolle des 3G-Status einfach zu viel Zeit.
Die Lösung
Eine digitale Eingangskontrolle. Der Betreiber Stefan Otte lässt den Zugang zum Hallenbad in Isernhagen bei Hannover technisch aufrüsten. Gäste halten künftig den QR-Code ihres 3G-Status vor ein Lesegerät, das den Mitarbeitern die Freigabe signalisiert. „Wir sehen dann ein grünes Licht, wenn der 3G-Status nachgewiesen ist“, sagt Otte. Ob ein Gast geimpft, genesen oder getestet ist, erfahren Mitarbeiter nicht – dem Datenschutz zuliebe.
Die Umsetzung
Otte hat die Technik bei einem Spezialisten für Zugangssysteme eingekauft. Sie wird derzeit in die Lobby des Schwimmbads eingebaut – und könnte jederzeit an die Coronavorgaben angepasst werden, sollte die Politik etwa den Zutritt für Ungeimpfte in Innenräumen ausschließen. Otte sieht gute Zeiten vor sich. Wegen des Schulausfalls im Lockdown gebe es viele Nichtschwimmer – und daher eine große Nachfrage nach Kursen.
7
Mitarbeiter hat das Hallenbad Isernhagen bei Hannover. Otte übernahm den Betrieb Anfang 2020 – er will das Bad zum digitalen Vorreiter ausbauen.
Text: Christian Schlesiger
Foto: PR
Max Jensen
Gründer Berlin Cuisine
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 173:

Max Jensen

Gründer Berlin Cuisine

Das Problem
Im Lockdown gibt es keine Firmenfeiern, Teamevents und Konferenzen. Für Cateringfirmen sind das aber überlebenswichtige Großveranstaltungen.
Die Lösung
Durch die Pandemie standen viele Gastronomen von einem auf den anderen Tag vor dem Aus. Max Jensen, Chef und Gründer des Caterers Berlin Cuisine und Betreiber des In-Lokals „Clärchens Ballhaus“, drohte das gleiche Schicksal. Für das physische Stammgeschäft musste dringend eine digitale Alternative her. Kurzerhand verband er Digitales und Essensgenuss und nannte die Kombination Virtual Taste.
Die Umsetzung
In einem Livestream kochen Profiköche für Gäste eines Firmenevents. Dafür baute Jensen ein eigenes TV-Studio. Die Zuschauer kochen selbst mit, alle notwendigen Zutaten werden ihnen vorab geliefert, per Chat können sie Fragen stellen. Jensen will die virtuelle Küche auch Privatleuten anbieten. Sollte es erneut Einschränkungen geben, sieht er sich gerüstet: Berlin Cuisine macht aktuell rund 60 Prozent des Geschäfts mit digitalen Angeboten.
2000
Mitarbeiter von Unternehmen haben in den vergangenen acht Monaten an den virtuellen Kochevents teilgenommen
Text: Mario Brück
Foto: PR
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Roland Lenzing (l.) und Mathias Stendtke
Geschäftsführende Gesellschafter Pflitsch Gmbh
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 172:

Roland Lenzing (l.) und Mathias Stendtke

Geschäftsführende Gesellschafter Pflitsch Gmbh

Das Problem
Pflitsch erhält seit Herbst 2019 weniger Aufträge für Kabelführungen, vor allem aus dem Maschinenbau. Es droht ein schmerzhafter Umsatzrückgang.
Die Lösung
Die geschäftsführenden Gesellschafter Roland Lenzing und Mathias Stendtke wagen sich auf ein neues Feld vor, setzen auf den Markt elektrisch angetriebener Nutzfahrzeuge. E-Laster und -Busse brauchen robuste Befestigungen für Hochstromkabel, wie sie Pflitsch herstellt. Das Familienunternehmen aus Hückeswagen im Bergischen Land investiert, um den anspruchsvollen Anforderungen und Zertifizierungen gerecht zu werden.
Die Umsetzung
Pflitsch stellt für das neue Geschäftsfeld zusätzliche Mitarbeiter ein, auch aus der Autobranche. Schnell gibt es Aufträge für Vor- und Frühserienprojekte. Gerade deutsche Hersteller und Zulieferer setzen nach den Engpässen der Coronazeit vermehrt auf heimische Lieferanten. Für das erwartete Mehrgeschäft bauen Lenzing und Stendtke eine neue Dreherei. Dort fertigen sie auch bislang zugekaufte Teile, um noch zuverlässiger zu werden.
10
Prozent Umsatzsteigerung auf Einnahmen von rund 50 Millionen Euro bringt das Autogeschäft bereits im ersten Geschäftsjahr.
Text: Rüdiger Kiani-Kreß
Foto: PR
Stephan Raithel
Co-Geschäftsführer DAS Environmental Expert
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 171:

Stephan Raithel

Co-Geschäftsführer DAS Environmental Expert

Das Problem
Umweltbehörden erhöhen die Schadstoffauflagen für Chipproduzenten. Gleichzeitig müssen Hersteller wegen größerer Nachfrage mehr produzieren.
Die Lösung
Der Dresdner Umwelttechnikmaschinenbauer DAS, der seit 31 Jahren Chiphersteller beliefert, erweitert sein Portfolio um zwei neue Technologien. Eine von der Autoindustrie inspirierte Katalysatortechnik reduziert Emissionen und Feinstaub, die bei der Chipherstellung anfallen. Für eine zweite Technologie kombiniert DAS Bakterien mit Filteranlagen, die 95 Prozent der Schadstoffe aus dem Abwasser tilgen, sodass man es wiederverwenden kann.
Die Umsetzung
Vor drei Jahren gingen die ersten Pilotanlagen an den Start. Mittlerweile, sagt Raithel, seien diese Umwelttechniken für viele Großkunden kein Nice-to-have mehr, sondern ein Must-have. Denn ohne Einhaltung gewisser Emissionsquoten bekämen sie von den Behörden gar keine Betriebserlaubnis mehr. In absehbarer Zeit, sagt Raithel, werden die neuen Technologien mehr als die Hälfte des DAS-Umsatzes ausmachen.
80
Prozent Exportquote weist der Dresdner Mittelständler DAS aus. Kunden sind große Chiphersteller in Taiwan, Südkorea und China.
Text: Stephan Knieps
Foto: PR
Thomas Pütz
Inhaber pedics
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 170:

Thomas Pütz

Inhaber pedics

Das Problem
Die Flut im Ahrtal hat zwei Filialen des Sanitätshauses in Bad Neuenahr teilweise zerstört. Für die Renovierung müsste Pütz sein Hauptgeschäft schließen.
Die Lösung
Da auch die derzeit genutzten oberen Etagen der pedics-Hauptfiliale nicht mehr zugänglich sind, wenn die Bauhandwerker anrücken, steht ab November ein Gelenkbus vor dem Geschäft. Den hat Pütz gekauft. Der Umbau durch einen Schreiner und das Außendesign sind fertig. Auf rund 40 Quadratmetern kann seine Crew dort bedienen – und Kunden in Kabinen diskret beraten. Der 39-Jährige investiert 80 000 Euro in das Provisorium.
Die Umsetzung
Damit die Investition nach dem Umbau nicht verloren ist, adelt Pütz das 15 Jahre alte MAN-Fahrzeug, das bis 2020 in Düsseldorf im ÖPNV-Einsatz war, zur mobilen Filiale. Ab Frühjahr 2022 soll der pedics-Bus im Umkreis von 50 Kilometern wochenweise in Gemeinden im Ahrtal stehen – und das Sanitätsangebot zu den Kunden bringen. Den Busfahrer entlohnt Pütz auf Rechnung. Zwei seiner 26 Angestellten werden dann stets auf Achse sein.
1,8
Millionen Euro Schaden hat die Flut im Juli in Pütz’ Geschäften verursacht. Was davon seine Versicherung übernimmt, ist noch unklar.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Stefan Donat
Geschäftsführender Gesellschafter Docufy
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 169:

Stefan Donat

Geschäftsführender Gesellschafter Docufy

Das Problem
Bei Docufy stagnierte das Geschäft mit der Software für Technische Dokumentation von Maschinen. Kunden drohten, zu Wettbewerbern abzuwandern.
Die Lösung
Der neue Chef Stefan Donat stößt bei der Firma auf Ideen für neue Programme. Zusammen mit seinem Team entwickelt er die Ideen weiter und baut das Paket Docufy Suite. Anders als bei Konkurrenzangeboten können Kunden Daten leicht zwischen den einzelnen Programmen verschieben, wie bei Microsoft Office. Die Daten lassen sich so auch in Wartungshandbüchern einsetzen oder im Onlineshop für Ersatzteile.
Die Umsetzung
Als Donat Docufy Suite auf einer Anwenderkonferenz im Mai 2021 den rund 800 Docufy-Kunden wie Siemens Energy, MAN Truck & Bus oder dem Maschinenbauer Hermle vorstellt, kauft ein großer Teil der Nutzer. Die Wachstumsaussichten überzeugen auch den Mittelstandsinvestor Elvaston, der Docufy im August 2021 übernimmt und zusagt, das geplante Wachstum von mehr als 20 Prozent im Jahr zu finanzieren.
25
Prozent Wachstum erwartet Docufy dank der Suite-Programme bereits im laufenden Geschäftsjahr. Zuletzt lag der Umsatz bei einem knapp zweistelligen Millionenbetrag.
Text: Rüdiger Kiani-Kreß
Foto: PR
Heike Januzi-Schlatermund
Geschäftsführerin bei AGT Bus- und Eventlogistik
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 168:

Heike Januzi-Schlatermund

Geschäftsführerin bei AGT Bus- und Eventlogistik

Das Problem
AGT hat keine eigenen Busse, sondern vermittelt diese von rund 1000 Partnern aus ganz Deutschland. Wegen Corona brachen 90 Prozent des Umsatzes mit Bussen für Touristen weg.
Die Lösung
Um den Rückgang abzufedern, vergrößert AGT die Abteilung für Werksverkehr, die Fahrten für Unternehmen organisiert. Die Busse sammeln Mitarbeiter an zentralen Punkten wie Hauptbahnhöfen ein und transportieren sie zu Fabriken und Logistikeinrichtungen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar sind. Die Nachfrage wächst schnell. Aktuell befördert AGT 10.000 Mitarbeiter täglich an abgelegene Standorte.
Die Umsetzung
AGT nimmt an mehr Ausschreibungen von Unternehmen teil und kontaktiert die Werke großer Arbeitgeber direkt. Das ist erfolgreich: Während im ersten Quartal 2020 nur 26 Standorte von Amazon in Deutschland bedient werden, sind es heute rund 60. Den Arbeitgebern nimmt AGT so viel wie möglich ab. Wenn nötig, führt das Unternehmen schon vor der Fahrt Coronatests durch. Auf Wunsch gibt es auch Lunchpakete für Mitarbeiter.
70
Mitarbeiter hat die AGT Bus- und Eventlogistik heute – vor Corona waren es nur 35.
Text: Annina Reimann
Foto: PR
Markus Buntz
Vorstandsvorsitzender Combi Verbrauchermärkte
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 167:

Markus Buntz

Vorstandsvorsitzender Combi Verbrauchermärkte

Das Problem
Ketten wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka beherrschen den Lebensmittelhandel. In dem gesättigten Markt herrscht ein scharfer Verdrängungswettbewerb.
Die Lösung
Die ostfriesische Handelskette Combi setzt auf Innovation. Im Oktober öffnet in Emden eine hybride Filiale, die während der üblichen Öffnungszeiten als klassischer Supermarkt läuft. Am späten Abend und am frühen Morgen können Kunden dort autonom einkaufen. Den Zugang regelt eine EC- oder Kundenkarte, bezahlt wird an Self-Check-out-Kassen. Auf einer Fläche von mehr als 500 Quadratmetern ist das in Deutschland einmalig.
Die Umsetzung
Die Pläne umzusetzen dauerte rund ein Jahr. Bei Technik und Ausstattung half Combi der Mittelständler Wanzl aus dem bayrischen Leipheim. Wanzl ist weltweit der größte Hersteller von Einkaufswagen und spezialisiert auf IT-Lösungen für den Handel. Zuvor sammelte Combi bereits Erfahrung mit einem Lebensmittelautomaten mit Robotik-Technik: Mehr als 500 Artikel sind dort zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar.
180
Filialen betreibt Combi, vor allem in Nordwestdeutschland.
Text: Jürgen Salz
Foto: PR
Christian Belzer
Leiter Instandhaltung Engelhard Arzneimittel
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 166:

Christian Belzer

Leiter Instandhaltung Engelhard Arzneimittel

Das Problem
Engelhard stellt Arzneimittel wie den Hustensaft Prospan her. Das Unternehmen will vermeiden, dass die Produktion wegen eines Maschinenschadens plötzlich stillsteht.
Die Lösung
Der Mittelständler wartet die Maschinen regelmäßig, aber das ist aufwendig, wichtige Teile liegen verdeckt im Inneren. Die Idee von Instandhaltungsleiter Christian Belzer: „Wir wollten ein System aufbauen, das den Ausfall einer Maschine ankündigt, bevor ein Teil kaputtgeht.“ Engelhard kann so rechtzeitig Ersatz bestellen und die Reparatur planen. Durch Analysen fiel auf, dass speziell eine Abfüllanlage in einer Produktionslinie oft ausfällt.
Die Umsetzung
Das Unternehmen bestückt die Maschine mit Sensoren. „Je stärker die Schwingungen, je höher die Temperatur, desto wahrscheinlicher ist ein Ausfall“, sagt Belzer. Mit dem IT-Anbieter Datagroup entsteht ein System, das die Daten der Sensoren auf Tablets und Laptops überträgt. Nun kann das Personal rechtzeitig reagieren. „Die Maschine stand danach nie mehr ungeplant still“, sagt Belzer. „Wir überlegen, weitere Anlagen nachzurüsten.“
127
Millionen Euro Umsatz der Arzneimittelhersteller Engelhard zuletzt. Für das Unternehmen arbeiten circa 480 Mitarbeiter
Text: Lukas Zdrzalek
Foto: PR
Laura Sasse
Ab 2022 Co-Chefin der Dr. Sasse Gruppe
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 165:

Laura Sasse

Ab 2022 Co-Chefin der Dr. Sasse Gruppe

Das Problem
Starre Leistungsverzeichnisse sind im Gebäudemanagement immer noch üblich. Gleichzeitig fordern Kunden aber mehr Flexibilität – und niedrigere Preise.
Die Lösung
Ein Sasse-Pilotprojekt in Großbritannien testet mit Erfolg flexible Leistungserbringung, etwa bei Aufträgen in Flughäfen. Dabei vereinbaren Dienstleister und Kunde statt konkreter Arbeitsumfänge verbindliche Servicelevel – etwa für vorbeugende Instandhaltung und niedrige Reparaturkosten im technischen Bereich oder für das Wohlbefinden der Passagiere im Bereich Gebäudereinigung. Die Vertragspartner prüfen Ergebnisse regelmäßig durch Auditierungen.
Die Umsetzung
Digitale Sensoren etwa machen es möglich, Flächen und Arbeitsbereiche nicht mehr in einem festen Turnus zu kontrollieren. Stattdessen messen und melden die Sensoren den Nutzungsgrad, und der Service wird nach Bedarf erbracht. Überzeugen muss Sasse von dem Konzept oft noch den „operativen Mittelbau“ in Unternehmen, sagt die 32-Jährige: „Es geht darum, analoge Prozesse nicht zu digitalisieren, sondern komplett neu zu denken.“
65
Prozent der Kunden vergeben Aufträge noch nach starren Leistungskatalogen, sagt Digitalchefin Laura Sasse. Sie wird das Münchner Familienunternehmen mit 250 Millionen Euro Jahresumsatz ab 2022 zusammen mit ihrer Schwester leiten.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Thomas Raphael
Gründer und Geschäftsführer Brauerei Bergmann
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 164:

Thomas Raphael

Gründer und Geschäftsführer Brauerei Bergmann

Das Problem
Die Brauerei wächst, Mitarbeiter und Aushilfen verteilen sich aber auf vier Standorte in Dortmund. Eine neue Zentrale soll nicht viel Geld kosten.
Die Lösung
Gründer Raphael und Geschäftspartner Herbert Prigge entdecken ein dreieckiges Grundstück im Stadtteil Phoenix-West. Während es anderen Firmen wegen des Zuschnitts unattraktiv erscheint, passen die beiden ihre Pläne flexibel an. Ähnlich wie bei der Gründung 2007, die sie über Genussscheine finanzierten, besorgen sie das Kapital für den Bau von einem Dutzend privater Investoren. Ihr neues Brauhaus legen sie zweitverwendungsfähig an.
Die Umsetzung
Am neuen Standort stellen sie ein Sudwerk auf, mit dem sie 20 Hektoliter brauen können. Hinzu kommt eine Stehbierhalle mit Ausschank. Die Brauerei beschäftigt nun 15 Mitarbeiter fest, dazu kommen bis zu 35 Aushilfskräfte. Weil während der Coronapandemie im Handel die Nachfrage nach Bergmanns Flaschenbier um mehr als 50 Prozent steigt, arbeitet Raphael bereits an Plänen für einen weiteren Standort in Dortmund.
3
Millionen Euro Umsatz erzielt die Bergmann Brauerei mit vier klassischen Sorten, fünf Sondereditionen sowie einem wechselnden „Bier des Monats“.
Text: Peter Steinkirchner
Foto: PR
Jasmin Arbabian-Vogel
Geschäftsführende Gesellschafterin Interkultureller Sozialdienst GmbH
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 163:

Jasmin Arbabian-Vogel

Geschäftsführende Gesellschafterin des Pflegeanbieters Interkultureller Sozialdienst GmbH

Das Problem
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – das schließt heute nicht nur die Betreuung der Kinder, sondern oft auch der Eltern ein. Gefragt sind flexible Arbeitszeitmodelle.
Die Lösung
Der Interkulturelle Sozialdienst (IKS) bewertet die Fähigkeit, zwischen Familie und Beruf zu jonglieren, als Qualifikation. Die „Koordinierungsprofis“ punkten in der ambulanten Pflege zu Hause, in Seniorenwohngemeinschaften und in der außenklinischen Intensivpflege – und der IKS setzt auf flexible Lösungen. Konkret heißt das: Die Fachkräfte offerieren ihre Arbeit, ihre Zeit – und IKS setzt das Angebot der Dienste wie ein Puzzle zusammen.
Die Umsetzung
Stehen Kolleginnen unter der Woche nur eingeschränkt zur Verfügung, übernehmen sie Wochenenddienste. Andere arbeiten zwei Wochen Vollzeit, dann eine Woche halbtags oder gar nicht. In der Kurzzeitkinderbetreuung für erkrankte Eltern ist im Notfall auch Platz für den Nachwuchs der Beschäftigten. Selbst Führungsaufgaben werden auf mehrere Personen verteilt – und lassen sich auch gestaffelt, über den Tag hinweg, bewältigen.
140
Menschen beschäftigt der Spezial-Pflegedienstleister für Menschen mit Migrationshintergrund im Großraum Hannover.
Text: Karin Finkenzeller
Foto: PR
Stefan Benito
Geschäftsführer bei Thomas GmbH
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 162:

Stefan Benito

Geschäftsführer bei Thomas GmbH

Das Problem
fertigt Sprühköpfe für Parfüms. Um die Abhängigkeit von der Kosmetikbranche zu reduzieren, braucht es ein neues Standbein.
Die Lösung
Geschäftsführer Stefan Benito widmet sich der Analyse von Megatrends, um neue Wachstumsbereiche zu identifizieren – und guckt sich „die Elektromobilität als Betätigungsbereich“ aus. Vor allem die Produktion von Hüllen für Batterien erweist sich für das Unternehmen als potenzielle Marktnische. Der große Vorteil von Thomas: Durch seine Technologie kann das Unternehmen solche Produkte millionenfach herstellen.
Die Umsetzung
Die Herausforderung bei der Produktion von Batteriehülsen sind „die enormen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen an das Produkt“, sagt Geschäftsführer Stefan Benito. Aber die Thomas GmbH kann die hohen Standards mittlerweile erfüllen. Das Unternehmen stellt jetzt Batteriehülsen für mehrere Batteriehersteller her – und verhandelt gerade mit einem großen Player der Batteriebranche weitere Aufträge.
25
Millionen Komponenten für Parfüms, Deos und Co. fertigt das Unternehmen Thomas aus Langenselbold bei Hanau mit seinen rund 500 Mitarbeitern – pro Tag.
Text: Andreas Macho
Foto: PR
Vanessa Weber
Inhaberin und Geschäftsführerin Werkzeug Weber
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 161:

Vanessa Weber

Inhaberin und Geschäftsführerin Werkzeug Weber

Das Problem
Mittelständler sind oft Spitze in ihrer Nische. Und leicht überfordert, wenn es gilt, in vielen Bereichen zugleich innovativ zu sein – so wie Werkzeug Weber.
Die Lösung
Teamwork. Vanessa Weber gründet 2019 mit vier befreundeten Kollegen aus dem Werkzeughandel und dem Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler das Start-up PVH FutureLab. PVH steht für Produktionsverbindungshandel. Das FutureLab entwickelt für den Großhandel Anwendungen, um Prozesse zu optimieren: künstliche Intelligenz, Drohnenbelieferung, 3-D-Druck – und soll sich über Lizenzeinnahmen finanziell selbst tragen.
Die Umsetzung
30 Werkzeuggroßhändler beteiligen sich am Angebot des FutureLab etwa für 3-D-Druck-Dienstleistungen – anstatt selber Lösungen zu suchen, wenn ein Maschinenbauer spezielle Einzelersatzteile braucht. Die 40-jährige Unternehmerin nutzt auch eine FutureLab-Software zur tieferen Analyse des Kundenverhaltens. Ihr Ziel: „Nicht nur Waren liefern, sondern mit effizienten Prozessen zeitgemäß auf Kundenanliegen reagieren.“
22
Jahre alt war Weber, als sie den Betrieb ihrer Eltern übernahm. Auf die Idee mit dem FutureLab kam sie mit Mitstreitern auf einer ihrer Reisen nach Israel oder an die Westküste der USA nach San Francisco.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Martin Haag
Vorstand bei Logis
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 160:

Martin Haag

Vorstand bei Logis

Das Problem
Lieferanten berühren beim Betreten der Firma ständig Türklinken und andere Flächen. Doch dem Team fehlt die Zeit, um immer wieder alles zu desinfizieren.
Die Lösung
Logis hatte aus Zeiten der Schweinegrippe noch eine Beschichtung, mit der etwa Gummistiefel aus Ställen desinfiziert werden konnten. Diesen Stoff entwickelte man weiter – und brachte die Beschichtung in eine Folie ein, mit der nun Türklinken beklebt werden können. Die Oberfläche ist so gespannt, dass Viren nicht haften bleiben. Heute sind die Folien ein eigenes Produkt, das Logis an andere Unternehmen verkauft.
Die Umsetzung
Logis fand eine Firma in der Schweiz, die die Folie mit dem Wirkstoff vereint. Die Folie oder alternativ eine Art Lack mit den gleichen Eigenschaften, der Oberflächen wie Tresen versiegeln kann, wird etwa in Impfzentren, Hotels, Restaurants, Bussen oder in Fahrschulautos eingesetzt. Auch der Touchscreen von Bankautomaten kann mit der Folie beklebt werden. Die Wirkung soll laut Logis ein Jahr lang anhalten.
2,3
Millionen Euro Umsatz mit der Antikeimfolie hat Logis in den ersten drei Monaten nach Einführung gemacht.
Text: Annina Reimann
Foto: Privat
Daniel Pokorzynski
Geschäftsführer Shoepassion
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 159:

Daniel Pokorzynski

Geschäftsführer Shoepassion

Das Problem
Corona hat dem Onlineshopping einen extremen Boom beschert. Doch viele Händler können die Flut der zurückgesendeten Artikel kaum noch bewältigen.
Die Lösung
Das gilt auch für Shoepassion, ein 2008 gegründetes Internetportal für rahmengenähte Herrenschuhe. Beim Berliner Unternehmen, das auch zehn Läden in Deutschland und Österreich betreibt, stieg die Zahl der Retouren rasant an. Grund: „Schuhgrößen sind nicht normiert, was eine Vereinheitlichung verhindert und Kunden verunsichert“, sagt Geschäftsführer Pokorzynski. Für Abhilfe sorgt nun eine digitale Fotovermessung.
Die Umsetzung
Ein Foto-Scan des mit einem schwarzen Strumpf bedeckten Fußes vor weißem Hintergrund ermöglicht einem Algorithmus das Erkennen von Länge und Breite des Fußes. Im nächsten Schritt werden dem Kunden nach wenigen Sekunden die passenden Modelle angezeigt. Die Technik wird auch in den Geschäften des Schuhhändlers eingesetzt, die Daten können für weitere Käufe hinterlegt werden.
22
Prozent weniger Retouren verzeichnet Shoepassion bei Kunden, die die neue Software nutzen.
Text: Mario Brück
Foto: PR
Andreas und Peter Groß
Inhaber von Fördergurt-Service Groß
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 158:

Andreas und Peter Groß

Inhaber von Fördergurt-Service Groß

Das Problem
Das Unternehmen ist Spezialist für Fördergurte. Von seinem Standort im Osten von Sachsen dauern Fahrten zu Kunden lange, was die Zeit vor Ort reduziert.
Die Lösung
Das 1989 in Weißenberg bei Görlitz gegründete Unternehmen führt die Vier-Tage-Woche mit Zehn-Stunden-Schichten ein. So haben seine Beschäftigten trotz oft stundenlanger Anreise mehr Zeit für die Installation der Anlagen bei den Kunden. Zudem eröffnen die beiden Söhne des Unternehmensgründers weitere Standorte in Deutschland. Teilweise setzen sie auch auf den digitalen Verkauf der Spezialgurte für Fabriken und Bauernhöfe.
Die Umsetzung
Damit die Mitarbeiter mitziehen, bekommen sie Pausen bezahlt, erhalten Kita-Zuschüsse und auf Wunsch eine Massage pro Woche. Die Brüder eröffnen Außenstellen, etwa in Bayern, und übernehmen einen Betrieb im Saarland. Kleinstaufträge wickeln sie über ihr Onlineportal Foerdergurt24.com ab. Für Kunden aus dem Ausland starten sie den Ableger German BT, erste Lieferungen gingen nach Katar, in die Türkei und die Ukraine.
100
Mitarbeiter beschäftigt der Mittelständler an seinen verschiedenen Standorten. Insgesamt erzielt die Gruppe einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro.
Text: Peter Steinkirchner
Foto: PR
Thomas Schauber
Geschäftsführer beim Metallverarbeiter A.W. Schauber
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 157:

Thomas Schauber

Geschäftsführer beim Metallverarbeiter A.W. Schauber

Das Problem
Metallverarbeiter bekommen die Coronaflaute zu spüren und kämpfen gegeneinander um die wenigen Aufträge. Die Folge: freie Produktionskapazitäten.
Die Lösung
Um sich vom Wettbewerb abzusetzen, bietet Schauber seinen Kunden einen Expressservice an. Er verspricht, Getriebeteile nicht innerhalb von Wochen, sondern von wenigen Tagen zu liefern. Das Angebot gilt für Kleinserien und Einzelteile – und kommt gut an. Nur eine Großserienfertigung ist für den 25-Mitarbeiter-Betrieb aus dem baden-württembergischen Wellendingen noch nicht machbar. Dafür ist die Fabrik zu klein.
Die Umsetzung
Um den Service zu gewährleisten, setzt das Unternehmen auf qualifizierte Mitarbeiter und eine hohe Fertigungstiefe – die meisten Produktionsschritte erledigt Schauber selbst. Was seine Leute nicht erledigen können, lagert er an ein Netz von Partnern aus. So lassen sich auch Personalknappheiten und Krankheitsfälle überbrücken. Mit der Wortmarke „German Precisioneering“ wirbt das Unternehmen für seine neu erworbene Kompetenz.
5
Anfragen erhält A.W. Schauber pro Tag für seinen Expressservice
Text: Jürgen Salz
Foto: PR
Volker Hasch und Ralf Ostholt
Inhaber Cargo Support
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 156:

Volker Hasch und Ralf Ostholt

Inhaber Cargo Support

Das Problem
Für Containertransporte gab es wegen der hohen Warenwerte nur Papierdokumente. Corona machte deren Übergabe für Disponenten und Fahrer zum Risiko.
Die Lösung
Die Blockchain-Technologie, auf der auch die Digitalwährung Bitcoin basiert, könnte einen fälschungssicheren digitalen Frachtbrief ermöglichen, dachten Hasch und Ostholt. Ihre Bielefelder Programmierer entwickelten ein Verfahren, bei dem der Empfänger auf dem Smartphone des Fahrers per Unterschrift den Erhalt der Ladung bestätigt. Danach wird der Frachtbrief mit einem 256-stelligen unverwechselbaren Code verifiziert.
Die Umsetzung
Seit Anfang 2021 nutzen große Containertransporteure wie EKB die Technik. Statt üppiger Formulare mit vier Kopien erhalten die Beteiligten nun das vollständige Auftragsdokument digital in Echtzeit. Nostalgiker können bei Lieferung einen digitalen Stempel bekommen. Noch ein Großkunde ist in Sicht: DB Cargo wolle mit dem digitalen Frachtbrief „die Transportkette transparenter und wirtschaftlicher machen“, sagen Hasch und Ostholt.
2
Millionen Blatt Papier pro Jahr spart die Bremer EKB Container Logistik durch die Einführung des von Cargo Support entwickelten digitalen Frachtbriefs.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Dieter Funk
Geschäftsführender Gesellschafter Funk Eyewear
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 155:

Dieter Funk

Geschäftsführender Gesellschafter Funk Eyewear

Das Problem
Funk Eyewear ist einer der letzten Brillenhersteller, der in Deutschland produziert. Die Firma will deutlich machen, wie viel Arbeit in ihren Produkten steckt.
Die Lösung
Funk macht das Handwerk Brillenherstellung transparent und für Kunden erlebbar. So kann das Unternehmen zeigen, warum die Konkurrenz ihre oft in Asien hergestellten Produkte manchmal für nur 100 Euro pro Stück verkauft und Gestelle von Funk mindestens 350 Euro kosten. „In unseren Brillen steckt viel mehr Handarbeit, zumal wir auch Kleinserien und Maßanfertigungen herstellen“, sagt der gelernte Augenoptiker Funk.
Die Umsetzung
Am Hauptsitz errichtet die Firma 2017 eine gläserne Fabrik, durch die Funk schon Tausende Kunden geführt hat. Dort kann er die bis zu 160 Arbeitsschritte bei laufender Produktion erklären. „Die Kunden finden unsere Preise sehr fair, sobald sie erleben, wie aufwendig unser Handwerk ist“, sagt er. Seit einigen Wochen stellt Funk sogar in seinem Berliner Geschäft Brillen her, seine Läden in München und Wien will er entsprechend umbauen.
56
Mitarbeiter arbeiten für Funk Eyewear, unter anderem am Hauptsitz im bayrischen Kinsau. Sie stellen pro Jahr bis zu 30.000 Brillen her.
Text:Lukas Zdrzalek
Foto: PR
Emil Schlumberger
Vorstand Schorisch Gruppe
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 154:

Emil Schlumberger

Vorstand Schorisch Gruppe

Das Problem
Für Prototypen eines Kommunikationsgeräts kann Schorisch ein Funkmodul nur mit großer Verzögerung beschaffen. Deshalb droht verspätete Auslieferung.
Die Lösung
Statt komplett neu gebauter Mobilfunkmodule will Vorstand Emil Schlumberger in dem neuen Funkgerät für Tankwagen bereits in anderen Geräten verbaute Teile nutzen. Dafür suchen er und Mitarbeiter von Schorisch Elektronik aus Wentorf bei Hamburg im Internet nach Geräten, die passende Technik enthalten. Das Team bestellt sie, baut mit extremer Vorsicht die empfindlichen Baugruppen aus und testet sie in ihren Prototypen.
Die Umsetzung
Das Verfahren funktioniert. Dank der ausgebauten und wiederverwendeten Funkmodule kann Schorisch Elektronik den Prototyp nun bereits nach vier Wochen an seinen Kunden ausliefern. Mit neu beim Hersteller beschafften Geräten wären es wegen der extrem langen Lieferzeiten wohl bis zu 56 Wochen gewesen. Aus den online gekauften Geräten entnommene Teile kann Schorisch sogar noch nutzen, um einen zweiten Auftrag zu bedienen.
140
Mitarbeiter hat die Muttergesellschaft Schorisch Gruppe, zu der auch ein Stahlbauunternehmen in Karstädt im Norden von Brandenburg gehört.
Text: Rüdiger Kiani-Kreß
Foto: PR
Norbert Zimmermann
Vorstandschef Scanblue
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 153:

Norbert Zimmermann

Vorstandschef Scanblue

Das Problem
1,5 Milliarden Smartphones können Darstellungen von Produkten digital in die gewünschte Umgebung beamen. Herstellern und Handel fehlen dafür aber spezielle 3-D-Dateien.
Die Lösung
Zimmermann ist überzeugt von der Apple-Strategie, Augmented Reality zum nächsten „Big thing“ zu machen. Er entwickelt seine Scantechnologie noch einmal weiter. Mithilfe künstlicher Intelligenz, moderner Sensoren und neuer Algorithmen sollen Scangeräte künftig auf Knopfdruck dreidimensionale Bilder physischer Produkte erzeugen, die mit dem Smartphone kompatibel sind und ein Wunschsofa optisch ins eigene Wohnzimmer stellen.
Die Umsetzung
Seit April 2020 liefert Scanblue die neuen Geräte aus. In den bis zu lieferwagengroßen Maschinen scannen die Kunden reihenweise Möbel, Elektronikartikel oder Spielwaren. Wer die naturgetreuen dreidimensionalen Darstellungen aufruft, sieht sie in der Umgebung, die seine Handy- oder iPad-Kamera gerade erfasst und kann sie aus jeder Perspektive und sogar von innen betrachten. „Augmented-Tools werden für Onlineshops unverzichtbar“, glaubt Zimmermann.
24
Jahre ist es her, dass Architekt Zimmermann das Scannen zu seinem Lebensthema machte. Heute arbeiten 260 Spezialisten im niedersächsischen Auetal und weltweit für sein Hightechunternehmen.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Johannes Herrmann
Geschäftsführer der Herrmann Innovations GmbH
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 152:

Johannes Herrmann

Geschäftsführer der Herrmann Innovations GmbH

Das Problem
Im ersten Lockdown steigen plötzlich die Ansprüche an die Hygiene am Arbeitsplatz. Desinfektionsmittel sind knapp, eine nachhaltige Lösung gibt es nicht.
Die Lösung
Johannes Herrmann erinnert sich eines uraltes Mittels, dessen Rohstoff in Wasser enthalten ist: Wasserstoffperoxid. Und die Firma entwickelt ein Gerät, das im Wege der „Plasmatisierung“ Leitungswasser in eine sanfte Desinfektionslösung umwandelt: zur Reinigung von Händen und Flächen und (über einen Zerstäuber auch) der Luft. „Eine simple und nachhaltige Lösung, die ich selber herstelle“, freut sich Herrmann.
Die Umsetzung
Nicht nur der eigene Betrieb verfügt nun über ein einfaches, funktionales Hygienekonzept. Die Produktentwicklung habe sich „irgendwie verselbstständigt“, weil er „immer im System denke“, so Herrmann. Er bietet Familien die Herstellungsmaschine und eine Sprühflasche an – und Großunternehmen einen Roboter, der durch die Räume und Hallen fährt, sie desinfiziert. Auch nach Corona. Die Pandemie geht. Das Hygienethema bleibt.
60
Minuten dauert es, bis der Desi Fluider von Herrmann Innovations aus neun Litern Wasser eine 0,01-prozentige Wasserstoffperoxidlösung erzeugt hat.
Text: Tristan Heming
Foto: PR
Timo Fuchs
Geschäftsführender Gesellschafter bei Fuchs Kunststofftechnik
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 151:

Timo Fuchs

Geschäftsführender Gesellschafter bei Fuchs Kunststofftechnik

Das Problem
Die meisten Angestellten des Auto-, Möbel- und Bauindustriezulieferers arbeiten in der Fertigung – mögliche Coronafälle hätten die Produktion gefährdet.
Die Lösung
Chef Timo Fuchs wird auf einen Trackingsystemhersteller aus Vorarlberg aufmerksam. Im Oktober 2020 bestellt er rund 190 Stück der runden, fünf Zentimeter großen Transponder. Jeder Mitarbeiter in den Werken im Oberbergischen Kreis muss einen tragen: Kommt jemand näher als 1,50 Meter an einen Kollegen heran, piept dasGerät und ein rotes Lämpchen leuchtet. Treten Infektionen auf, darf der Betriebsrat die Bewegungsdaten auswerten.
Die Umsetzung
„Wir sind perfekt durch die zweite Welle gekommen“, sagt Fuchs. Es gab zwar einzelne positive Coronatests im Betrieb, aber dank der Transponder konnte Fuchs den Gesundheitsämtern genau dokumentieren, welche anderen Personen mit den Infizierten in Kontakt waren. So blieb ihm erspart, ganze Schichten in Quarantäne zu schicken. Rund 15 000 Euro kostete ihn die Anschaffung: „Nichts im Vergleich zu einem möglichen Produktionsausfall.“
15
Prozent mehr Umsatz als vor der Krise schafft Fuchs 2021 – dank der Nachfrage der Möbelindustrie, die vom Trend zu Cocooning und Homeoffice profitiert.
Text: Stephan Knieps
Foto: PR
Gerd Meyer-Philippi
Geschäftsführer CompWare Medical
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 150:

Gerd Meyer-Philippi

Geschäftsführer CompWare Medical

Das Problem
Millionen Deutsche müssen täglich viele Tabletten einnehmen. Gerade ältere Menschen verlieren hier den Überblick, ein Problem auch für Pfleger und Ärzte.
Die Lösung
Je mehr Tabletten eingenommen werden, desto höher ist das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen. CompWare Medical, Weltmarktführer für Methadondosiersysteme aus der Nähe von Darmstadt, entwickelte eine digitale Lösung, die Patienten, aber auch Ärzten, Pflegepersonal und Apothekern bei der Medikation hilft. Als Partner für die cloudbasierte Lösung holten die Südhessen die Deutsche Telekom ins Boot.
Die Umsetzung
Für das IT-gestützte Tabletteneinnahmesystem maja sana wurden Apps und ein automatischer Arzneimittelspender entwickelt, der die Medikamente nur zu vorgegebenen Zeiten und in exakter Dosierung ausgibt. Bei Problemen mit der Tablettenversorgung oder Nichteinnahme werden Pflegedienstleister, Notdienste und Angehörige informiert. Das System kann bei Apotheken zum Preis von 39 Euro pro Monat gemietet werden.
7
Millionen Menschen über 64 Jahren nehmen täglich mindestens fünf Medikamente ein. Mediziner sprechen hier von Polymedikation.
Text: Mario Brück
Foto: PR
Oliver Möhring
Dispositionsleiter und Prokurist bei Gematrans
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 149:

Oliver Möhring

Dispositionsleiter und Prokurist bei Gematrans

Das Problem
Ein Geschäftspartner kündigt dem Logistiker kurzfristig die 20 Jahre lang genutzte Lagerfläche. Gematrans braucht schnell Ersatz.
Die Lösung
Vergebens hören sich die Nürnberger mit Sitz im städtischen Hafen in der Logistikbranche um. Dann testet Möhring, der als Dispositionsleiter Logistikaufträge organisiert, eine Onlinebörse für Lagerflächen. Betrieben wird die von Timocom, einem IT-Spezialisten für europäische Logistik. Möhring findet ein halbes Dutzend ortsnahe Angebote. Einig wird er mit einer Spedition, die nur einen Kilometer vom Gematrans-Standort entfernt Lagerflächen übrig hat.
Die Umsetzung
Seit dem Wechsel vor anderthalb Jahren funktioniert die Lagernutzung reibungslos. Dass einige Gematrans-Kunden Zugang zu der Halle haben müssen, ist für den Vermieter kein Problem. Zwischengelagert werden hier überwiegend Waren, die die 30 Gematrans-Lkws nach Skandinavien liefern oder von dort mitbringen. Um die Abläufe zu vereinfachen, zieht das 25-köpfige Gematrans-Team bald um: vom Hafen in freie Büros neben dem Lager.
15
eigene Fahrer hat Gematrans, weitere 15 steuern ihre Lkws im Firmenauftrag. Der Skandinavienspezialist macht pro Woche 45 Touren in den hohen Norden.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR/Annette Kradisch
Irmgard Freidler
Geschäftsführerin Alb-Gold Teigwaren
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 148:

Irmgard Freidler

Geschäftsführerin des Nudelherstellers Alb-Gold Teigwaren

Das Problem
Die Teigwaren von Alb-Gold werden in Supermärkten und Bioläden vertrieben. Ihre Plastikverpackung konterkariert das nachhaltige Image des Produkts.
Die Lösung
Geschäftsführerin Irmgard Freidler sucht zusammen mit Verpackungsmittellieferanten nach Alternativen zur klassischen Folie. Die Wahl fällt schließlich auf Pasta in Papier. Die Lösung ist nicht nur umweltschonender, sondern hat auch positive Effekte auf das Produkt. „Wir stellten fest, dass die Nudeln in der Papierverpackung besser vor Licht und Druck geschützt sind als in herkömmlichem Plastik“, sagt Freidler.
Die Umsetzung
Vor drei Jahren hat Alb-Gold die ersten Nudeln in Papierverpackung in die Verkaufsregale gebracht. Danach kaufte Freidler eine weitere Verpackungsmaschine, um mehr Sorten in Papier ausliefern zu können. Mittlerweile werden 19 Pasta-Sorten von Alb-Gold in der umweltverträglichen Verpackung geliefert. Bis 2022 will Freidler mehr als 30 Pasta-Produkte ihres Unternehmens ausschließlich in Papier verpacken lassen.
19
der mehr als 30 Pasta-Produkte von Alb-Gold werden in Papierhülle ausgeliefert. Die Firma plant, künftig alle Produkte in Papier zu verpacken.
Text: Andreas Macho
Foto: PR
Marc Struhalla
Geschäftsführer des Leipziger Biotechunternehmens c-Lecta
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 147:

Marc Struhalla

Geschäftsführer des Leipziger Biotechunternehmens c-Lecta

Das Problem
Impfstoffe müssen von DNA aus Zellkulturen gereinigt werden, bevor sie zum Einsatz kommen. Die Herstellung der dafür nötigen Enzyme ist komplex.
Die Lösung
c-Lecta hat das Herstellungsverfahren für das Enzym Denarase optimiert. Dazu veränderten die Forscher immer wieder Mikroorganismen, die das Eiweiß produzieren. Denarase wirkt wie eine Schere und schneidet die DNA in winzig kleine Teile, die anschließend rausgefiltert werden können. Neben c-Lecta bietet etwa der Pharmakonzern Merck die Technologie an. Das Enzym kommt zum Beispiel bei den Coronaimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson zum Einsatz.
Die Umsetzung
Aus früheren Anwendungen verfügte c-Lecta über zertifizierte Anlagen. Ein Projektteam arbeitete ein halbes Jahr daran, das Enzym auch für Coronaimpfstoffe einsetzen zu können. In der Schlussphase bezog c-Lecta Lieferanten und Produktionspartner mit ein, um möglichst optimal auf deren Bedürfnisse eingehen zu können. Nach dem Start verdoppelte sich die Nachfrage nach dem Enzym innerhalb weniger Wochen.
90
Patente hält c-Lecta. Sie sind die Grundlage für die Produktion von Enzymen und Mikroorganismen für die Pharma- und Lebensmittelindustrie.
Text: Jürgen Salz
Foto: PR
Andre Kriwet, Christian Arens, Gerd-Peter Brüggemann
Gründer von True Motion
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 146:

Andre Kriwet, Christian Arens, Gerd-Peter Brüggemann

Gründer von True Motion

Das Problem
Mehr als 30 Laufsportmarken drängen bereits in die Läden. Die junge Schuhfirma muss um ihren Platz im Handel kämpfen.
Die Lösung
Nach einer Karriere als Entwickler bei Asics, Nike und Brooks geht Andre Kriwet mit Exsportprofessor Gert-Peter Brüggemann und dem Finanzexperten Christian Arens auf Ochsentour. Das Trio nutzt frühere Kontakte und wirbt bei spezialisierten Sporthändlern für seine Schuhe mit den an der Ferse hufeisenförmigen Sohlen, die Dreh- und Kippkräfte reduzieren und so das Knie entlasten sollen.
Die Umsetzung
Die Fleißarbeit trägt Früchte – im Juni 2019 nehmen auf einen Schlag 80 Läden True Motion ins Programm. Seither hat sich die Zahl der Geschäfte auf 135 vergrößert, die bislang insgesamt mehr als 60 000 Paar True-Motion-Schuhe verkauften. Im Juli bringt das junge Unternehmen sein drittes Schuhmodell heraus. Im Herbst folgt eine wetterfestere Variante.
6
Mitarbeiter beschäftigt die Laufschuhmarke True Motion. Die Gründer haben kürzlich den Hauptsitz der Firma von Münster nach Köln verlegt.
Text: Peter Steinkirchner
Foto: PR/ Maya Claussen
Rolf van den Berg
Geschäftsführer bei Dekodur International
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 145:

Rolf van den Berg

Geschäftsführer bei Dekodur International

Das Problem
Die Firma aus Südhessen stellt Dekorplatten für Wände und Decken her, in Küchen, Hotels oder Flughäfen. Die Kosten laufen aus dem Ruder. Im Jahr 2018 folgt die Insolvenz.
Die Lösung
Der heutige Geschäftsführer Rolf van den Berg übernimmt mit der Sagacious Beteiligungs GmbH von Frank-Jürgen Weise, ehemals Chef der Arbeitsagentur, und Führungskräften des Unternehmens, wesentliche Firmenteile. Das Team analysiert, warum die Materialkosten aus dem Ruder laufen. Es entscheidet, Papier nicht mehr selbst zu imprägnieren, weil sich behandeltes Papier billiger zukaufen lässt. Daneben erschließt die Firma neue Branchen.
Die Umsetzung
Um unabhängiger von Aufträgen in der Holzverarbeitung zu werden, meldet Dekodur ein Patent auf eine unbrennbare Beschichtung an: Das Dekor kann auch im Trockenbau zum Einsatz kommen – etwa in Form brandsicherer Platten für Flughäfen: Architekten können sie für Wände in normalen Bauabschnitten und auch jenen mit Brandschutzauflagen inplanen. 2021 erwartet Dekodur mit dem neuen Produkt eine Million Euro Umsatz extra.
7
Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete Dekodur im Coronajahr 2020.
Text: Annina Reimann
Foto: PR
Frederik (l.) und Gerrit Braun
Inhaber und Chefs Miniatur Wunderland
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 144:

Frederik (l.) und Gerrit Braun

Inhaber und Chefs Miniatur Wunderland

Das Problem
Die Minieisenbahnwelt der Brüder Braun in Hamburg ist ein Touristenmagnet. Normalerweise. Die Pandemie bringt das Geschäft zum Erliegen. Und jetzt?
Die Lösung
Die Brauns nutzen die Zwangspause für eine Marketingoffensive, einen Guinness-Rekordversuch: „Die Leute brauchen jetzt verspielte Ideen.“ Eine Lok mit seitlich montierten Klöppeln soll durch die Ausstellung fahren, 2800 mit Wasser gefüllte Gläser zum Klingen bringen, weltweit bekannte Melodien anstimmen – und ein Video der Aktion der Werbung dienen. An Zeit für die aufwendige Produktion mangelt es nicht. Mitte März geht es los.
Die Umsetzung
Die Brauns holen 50 ihrer 300 Mitarbeiter aus der Kurzarbeit. Nach zwei Wochen Aufbau (Kosten: 50 000 Euro) geht das Video von der musikalischen Acht-Minuten-Reise am Ostermontag online – und weltweit viral. Allein die Besucher der Guinness-Rekord-Facebook-Seite rufen es in 14 Tagen 54 Millionen Mal auf. Medien rund um den Globus berichten und wecken Neugier auf das Ausflugsziel in der Speicherstadt – für die Zeit nach Corona.
21
Millionen Euro haben die Zwillinge, 53, seit 2001 in die größte Minieisenbahnanlage der Welt investiert. Ihr Betrieb, sagen sie, „war immer profitabel“.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Lutz Richrath
Geschäftsführender Co-Gesellschafter, Rewe Richrath
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 143:

Lutz Richrath

Geschäftsführender Co-Gesellschafter, Rewe Richrath

Das Problem
Als Betreiber von 15 Rewe-Supermärkten engagiert sich Richrath seit Jahren für regionale Lebensmittel und Tierwohl. Der Einsatz soll sichtbarer werden.
Die Lösung
Richrath überträgt Livebilder aus Tierställen in seine Supermärkte in und um Köln. Das Schweine- und Rindfleisch für deren Metzgereien kommt schon viele Jahre von zwei rheinischen Bauernhöfen: Die Tiere haben dort bis zu 20 Prozent mehr Platz als üblich, Zugang zu frischer Luft und stehen auf Stroh. Damit Verbraucher vermehrt die teureren regionalen Produkte kaufen, hat Richrath auch schon Kundenfahrten zu den Landwirten organisiert.
Die Umsetzung
Richrath kooperiert mit einer Firma, die sich um die Technik kümmert: In den Ställen bauen sie Kameras auf, die die Videos mithilfe mobiler Daten in die Märkte senden. Bislang stehen Monitore in gut der Hälfte der Läden, die pro Woche bis zu 10 000 Kunden betreten. Gerade Familien mit Kindern blieben vor den Bildschirmen stehen. „Wir wollen mit Kunden ins Gespräch kommen“, sagt Richrath. „Wir haben nichts zu verstecken.“
15
Prozent der Lebensmittel, die Richrath verkauft, sind regionale Waren. Vor zehn Jahren waren es zehn Prozent. Richrath macht 180 Millionen Euro Umsatz.
Text: Lukas Zdrzalek
Foto: PR
Claudia Gläser
Geschäftsführende Gesellschafterin Gläser Group
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 142:

Claudia Gläser

Geschäftsführende Gesellschafterin Gläser Group

Das Problem
Gläser baut Anlagen, die Maschinenteile nach der Herstellung auf unerwünschte Partikel prüfen. Doch die Tests dauern in der Regel eine Stunde – das soll schneller gehen.
Die Lösung
Der Familienbetrieb Gläser aus Horb im Nordschwarzwald entwickelt das Trockengerät Easydry. Zunächst werden Verunreinigungen auf Bauteilen einer Maschine durch Lösungsmittel abgeschieden. Prüfgeräte sammeln die Schmutzpartikel auf Trägermembranen, die – dank Easydry – innerhalb von acht Minuten getrocknet werden. Der Kunde bekommt seine Analyse dadurch schneller, die Messungen werden zuverlässiger.
Die Umsetzung
Das neue Verfahren wird rasch ein Erfolg. Vor allem Kunden der Gläser Group aus der Automobil-Zuliefererbranche kaufen für die Testlabore in ihren Fertigungsanlagen neben den Prüfgeräten fast in jedem Fall auch noch das neue, stuhlgroße Trockengerät dazu. Nicht zuletzt deswegen spürt die geschäftsführende Gesellschafterin Claudia Gläser in der aktuellen Krise keinen großen Einbruch in ihrem Geschäft.
80
Beschäftigte hat Gläser derzeit in den vier Produktionsländern Deutschland, China, Mexiko und USA – das sind rund zehn Mitarbeiter mehr als vor fünf Jahren.
Text: Rüdiger Kiani-Kreß
Foto: PR
Philipp Seifert
Gründer und Inhaber Pro Vida
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 141:

Philipp Seifert

Gründer und Inhaber des Pflegedienstes Pro Vida in Hildesheim

Das Problem
Der Pflegedienst hat in der von Papierformularen dominierten Branche früh digitalisiert. Nun wollen Wettbewerber von ihm lernen. Dafür fehlt die Zeit.
Die Lösung
Der Altenpfleger und Gesundheitsmanager Seifert entwickelt aus seinem Know-how ein zweites Standbein als Berater. Denn die Umstellung herkömmlich arbeitender Pflegedienste ist komplex. Seiferts Mitarbeiter führen seit der Pro-Vida-Gründung 2018 die Patientenakten nicht auf Papier, sondern digital via iPad. Darauf haben Abrechnungsstelle und Hausarzt bequem Zugriff, Aktentransporte entfallen, Büroarbeit geht auch im Homeoffice.
Die Umsetzung
Der 33-Jährige hilft derzeit seinem dritten Kunden dabei Abrechnung, Tourenplanung und Pflegedokumentation von Coronatestergebnissen „professioneller und effizienter zu organisieren“. Er gibt Seminare und schreibt ein Fachbuch zur Digitalisierung ambulanter Pflegedienste. Dank Seifert akzeptiert es die AOK Niedersachsen nach zehn Monaten Debatte nun, dass Senioren ihre Pflegenachweise statt auf Papier digital unterschreiben.
3
Mitarbeiter hatte Pro Vida bei der Gründung 2018 heute sind es 33. Mit 19 Fahrzeugen – acht davon elektrisch – versorgen sie 130 Senioren.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Frederic Lanz
Geschäftsführer Kemper GmbH
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 140:

Frederic Lanz

Geschäftsführer Kemper GmbH

Das Problem
Damit Präsenzunterricht ohne Infektionsgefahr stattfinden kann, brauchen Schulen Luftreiniger. Kemper kann liefern – weil die Firma die Produktion umstellte.
Die Lösung
Die Firma Kemper ist seit Jahrzehnten darauf spezialisiert, den bei der Metallverarbeitung entstehenden Schweißrauch abzusaugen. Jetzt nutzt das Unternehmen aus dem Münsterland sein Know-how und entwickelte mit AirCO2ntrol ein mobiles Filtergerät in Kühlschrankgröße gegen Viren und Bakterien, das laut Hersteller sechs Mal pro Stunde flüsterleise das gesamte Luftvolumen reinigt – auch in Schulräumen mit bis zu 250 Kubikmetern Luft.
Die Umsetzung
Der Gedanke, die industriellen Absauggeräte auf Luftreinigung umzurüsten, lag nahe: Viren und Bakterien seien ähnlich groß wie Partikel im Schweißrauch, die von den Filtern absorbiert werden, sagt Kemper-Chef Lanz. Binnen drei Monaten entwickelte er den AirCO2ntrol und reservierte dann eine Produktionslinie dafür. Mittlerweile rüstete Stadtlohn im Münsterland seine Grundschulen mit den Geräten aus. Schulen in Berlin und Regensburg folgten.
300
Geräte zur Luftreinigung stellte Kemper in deutschen Klassenräumen auf. Wöchentlich kommen viele weitere der knapp 3000 Euro teuren Geräte hinzu.
Text: Mario Brück
Foto: PR
Gaby Gassmann
Geschäftsführende Gesellschafterin Magnus Mineralbrunnen
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 139:

Gaby Gassmann

Geschäftsführende Gesellschafterin Magnus Mineralbrunnen

Das Problem
Der regionale Abfüller von Sprudelwasser muss sich von deutlich größeren Konkurrenten abheben. Bei insgesamt sinkender Nachfrage fällt das schwer.
Die Lösung
Eine neue Positionierung. Hier kennt Gassmann sich aus. Bevor sie 2014 in Norderstedt die Firma von ihrem Vater übernimmt, arbeitet sie bei der Werbeagentur Heimat Berlin. Als Magnus-Chefin trennt sie sich vom einheitlichen Flaschengebinde und ersinnt ein individuelles Gebinde für Glasflaschen plus passender Kiste, mit bunten Luftblasen. Das verwendet sie zunächst für den Gastronomiebereich, später auch im Handel.
Die Umsetzung
„Durch den Beginn in der Gastronomie konnten wir ein Image aufbauen und eine andere Wahrnehmung erzeugen“, sagt Gassmann. Dabei trägt das Gastrogeschäft bloß 25 Prozent zum Umsatz bei. Nach der Umstellung wächst der Absatz, Gassmann kann in die Produktion investieren. Magnus sei nun als „regionaler Brunnen“ im höheren Preissegment positioniert, sagt sie. Im Mai kommen zwei neue Gesundheitsdrinks auf den Markt.
52
Mitarbeiter beschäftigt Magnus Mineralbrunnen heute – eine Verdoppelung gegenüber 2014. Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich.
Text:Stephan Knieps
Foto: PR
Kristin Jäger
Gründerin und Geschäftsführerin von EVENTXcess
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 138:

Kristin Jäger

Gründerin und Geschäftsführerin von EVENTXcess

Das Problem
Jäger hat sich auf Veranstaltungen für Shopping Malls spezialisiert – von der Modenschau bis zur Kinderunterhaltung. Corona macht diese unmöglich.
Die Lösung
Unter dem Namen HelpBee entwickelt die Unternehmerin Werbe- und Marketingkonzepte für kleinere Unternehmen. Die Gestaltung von Webauftritten, Anzeigen und Logos, das Design eines Verkaufsraums und die Suche nach Personal gehörten schon vor Corona zu ihren Aufgaben. Mit HelpBEE nutzt sie Erfahrungen und Kontakte aus dieser Zeit, um nun Handwerker, Pflegedienstleister oder Ingenieurbüros ins rechte Licht zu rücken.
Die Umsetzung
Mit ihren fünf Mitarbeitern realisiert Jäger für ihre Kunden Imagefilme und Webseiten, kümmert sich um Social-Media-Aktivitäten und entwirft Visitenkarten und Geschäftsräume. Das soll mehr sein als Arbeitsbeschaffung in der Krise: Auch wenn Shopping Malls wieder öffnen, will Jäger mit den beiden Angeboten wirtschaftlich auf zwei Beinen stehen.
1
Million Euro erwirtschaftete Jäger mit ihrem 2005 gegründeten Unternehmen jährlich, bevor Corona ihre Erfolgsgeschichte jäh stoppte.
Text: Karin Finkenzeller
Foto: PR
Georg Schuler
Gründer und Geschäftsführer von Maisraupe
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 137:

Georg Schuler

Gründer und Geschäftsführer von Maisraupe

Das Problem
Das Unternehmen baut gebrauchte Pistenraupen für den Einsatz in der Landwirtschaft um. Der Vertrieb über Messen ist aktuell unmöglich.
Die Lösung
Der 41-jährige Schuler nimmt erstmals an Onlinemessen teil. Dafür investiert der Franke 40.000 Euro in ein TV-Studio und einen Messestand in der heimischen Logistikhalle. Seine Sorge: „Bodenständige Kunden wollen Maschinen nicht nur auf Laptops sehen, sondern auch erleben.“ Auch dass eine Pistenraupe für 140 000 Euro den Mais im Silo einer Biogasanlage effizienter verdichtet als ein Traktor oder Radlader, erfordere Überzeugungsarbeit.
Die Umsetzung
Die drei Onlinemessetage im Februar brachten 15 vielversprechende Kundenkontakte. Sie können Schuler helfen, auch in diesem Jahr 20 bis 25 Raupen zu verkaufen. Die Idee, Pistenraupen für den Siloeinsatz umzurüsten, hatte der Unternehmer übrigens nach einem Skiurlaub im Jahr 2009. Er optimiert zusammen mit dem Südtiroler Hersteller Prinoth seither die Technik und vertreibt dessen Agrargeräte in Deutschland exklusiv.
150
Agrarpistenraupen hat Schuler schon verkauft. Bei 1200 Geräten sieht er das Marktpotenzial in Deutschland. Vier seiner zwölf Mitarbeiter schulen Kunden vor Ort.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Jürgen und Hugo Fiege
Inhaber Brauerei Moritz Fiege
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 136:

Jürgen und Hugo Fiege

Inhaber Brauerei Moritz Fiege

Das Problem
Um sich sichtbar vom Massenmarkt abzusetzen, füllen die Bochumer ihr Bier in Flaschen mit Bügelverschluss ab. Deren Reinigung verbraucht viel Wasser und Energie.
Die Lösung
Da es auf dem Markt keine passende Technologie gibt, entwickelt das Familienunternehmen aus dem Ruhrgebiet, gemeinsam mit einem Maschinenbauer aus Gera und unterstützt vom Bundesumweltministerium, eigens eine neue energie- und wassersparende Reinigungsanlage für ihre Bügelflaschen. Mit ihrer Hilfe will Fiege auch anspruchsvolle Kriterien der Slow-Brewing-Bewegung erfüllen, der das Haus seit Jahren angehört.
Die Umsetzung
Dank der Anlage verbraucht Fiege 40 Prozent weniger Frischwasser. Auch ihren CO2-Ausstoß konnten die Bochumer um bis zu 100 Tonnen im Jahr senken. Die Slow-Brewing-Auditoren, die die rund 20 deutschen Mitglieder anhand von 500 Fragen zur Qualität der Rohstoffe, zum Brauverfahren und zum Umgang mit ihren Mitarbeitern prüfen, bewerteten auch die neue Technologie und erteilten der Brauerei erneut das Gütesiegel.
1,2
Millionen Euro hat Fiege in die Reinigungsanlage für Flaschen investiert. Das Bundesumweltministerium beteiligte sich mit fast einem Drittel.
Text: Peter Steinkirchner
Foto: PR/Sascha Kreklau
Stefan Nitz
Gründer und Geschäftsführer Refundrebel
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 135:

Stefan Nitz

Gründer und Geschäftsführer Refundrebel

Das Problem
Wenn Züge sich verspäten, haben Kunden Anspruch auf Entschädigung. Refundrebel treibt das Geld ein – gegen Provision. Ein prima Geschäft. Normalerweise. Aber nicht in der Coronakrise.
Die Lösung
Refundrebel hat die Pandemie zum Anlass genommen, das Geschäftsmodell auf Firmenkunden (B2B) zu erweitern. Unternehmen übertragen dem Inkasso-Dienstleister sämtliche gebuchten Mitarbeiter-Bahntickets eines abgelaufenen Jahres. Über Verkehrsdaten kann Refundrebel nachvollziehen, welche Nah- und Fernverkehrszüge mehr als 60 Minuten zu spät waren, also Ansprüche auslösten. Die Firma reicht Tickets etwa bei der Deutschen Bahn ein – der B2B-Kunde wird entschädigt, Refundrebel kassiert Provision.
Die Umsetzung
Refundrebel kooperierte auch vor der Coronakrise mit Unternehmen. Allerdings sollten deren Mitarbeiter ihre Tickets bei Verspätung selbst einreichen – kaum einer hat das getan. „Wir mussten die Mitarbeiter aus dem Prozess nehmen“, sagt Gründer Stefan Nitz. Inzwischen exportieren die Unternehmen ihre Ticketdaten automatisiert aus dem Bahnbuchungssystem an Refundrebel. Im Coronajahr hat das Team viele B2B-Kunden gewonnen.
50
Firmenkunden zählt Refundrebel inzwischen, die mehrere Tausend Bahntickets kaufen – und bei signifikanten Zugverspätungen entschädigt werden.
Text: Christian Schlesiger
Foto: PR
Jeannine Budelmann
Geschäftsführerin Budelmann Elektronik
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 134:

Jeannine Budelmann

Geschäftsführerin Budelmann Elektronik

Das Problem
In der Entwicklungsabteilung lief kein Projekt im Zeitplan – mit massiven finanziellen Auswirkungen. Alle Führungskonzepte versagten.
Die Lösung
Mehr Fokussierung. Budelmann hat die Arbeitszeit ihrer Entwickler in zwei Blöcke unterteilt. Ihr Team beginnt mit der Projektphase, die in der Regel zwei Wochen dauert. Die Truppe arbeitet dann ausschließlich an vorher definierten, gemeinsamen Aufgaben – Nebenprojekte, die ablenken, sind tabu. Es folgt die Alltagsphase. In der können die Entwickler eigene Ideen verfolgen, Projekte vorplanen und kleinere Aufgaben erledigen.
Die Umsetzung
Eine Filzwand brachte den Durchbruch. Auf ihr werden zweimal täglich die aktuellen Projektfortschritte für alle Teammitglieder sichtbar dokumentiert. So wird ein fortlaufendes Projektcontrolling sichergestellt. Gleichzeitig werden Probleme und Hindernisse identifiziert, sobald sie auftreten. Wo früher Einzelkämpfer über einem Problem gebrütet haben, findet nun die Gruppe in kürzerer Zeit bessere Lösungen.
11
komplexe Projekte hat das Team mittlerweile im Zeitplan erledigt. Seit Einführung der Filzwand wurde keine Frist mehr überschritten.
Text: Jürgen Salz
Foto: PR/Offenblen.de
Volker Pohle
Geschäftsführer bei Promotec Mischler Torsysteme
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 133:

Volker Pohle

Geschäftsführer bei Promotec Mischler Torsysteme

Das Problem
Promotec Mischler baut Rolltore für Tiefgaragen. Doch Käufer klagten immer wieder über zu laute Schallgeräusche, die über Wände übertragen werden.
Die Lösung
Die Tore an sich sind vergleichsweise leise, aber der Schall, der sich beim Auf- und Abrollen der Tore auf die Wände des Gebäudes überträgt, kann sich in einem Haus selber laut bemerkbar machen. Also entwickelte Promotec Mischler ein neues Teil, die sogenannte Schallentkopplung. Dabei werden die Tore baulich vom Gebäude getrennt. Der Schall der Garagentore überträgt sich so kaum noch auf die Wände im Gebäude.
Die Umsetzung
Gummi ist ein wichtiger Bestandteil der Schallentkopplung. Weil Promotec Mischler selbst kein Experte für Gummiteile ist, suchte sich der Mittelständler einen Partner in Dresden. Promotec baute den Prototyp dann bei einem unzufriedenen Eigentümer ein. Schon vor dem erfolgreichen Einsatz ließ sich der Torsystemhersteller die Innovation patentieren. Zwei Flaschen Wein von einem dann zufriedenen Wohnungseigentümer gab es auch noch obendrauf.
5500
Bauteile zur Schallentkopplung für Rolltore von Tiefgaragen hat der Mittelständler bislang verkauft. Die Idee entstand vor gut einem Jahr.
Text: Annina Reimann
Foto: PR
Jörg Ludwig
Gründer und Geschäftsführer IServ
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 132:

Jörg Ludwig

Gründer und Geschäftsführer IServ

Das Problem
Die Schulschließungen im März 2020 und der Homeschoolingboom trafen auch die Anbieter digitaler Unterrichtsplattformen völlig unvorbereitet.
Die Lösung
Es galt, massiv zu investieren – ohne einschätzen zu können, wie die Nachfrage nach digitalem Unterricht sich entwickeln würde. IServ organisierte für 300 000 Euro zusätzliche Serverkapazitäten und entwickelte für 400 000 Euro eine eigene Videokonferenzsoftware. Die Preise blieben stabil, testen konnten Schulen IServ gratis. Ein gewaltiges Risiko für die Braunschweiger, zumal die Bundesländer eigene Lernplattformen mit Millionensummen subventionieren.
Die Umsetzung
Der Mut des 38-Jährigen, der die erste Version seiner Lernsoftware schon als Schüler schrieb, wird belohnt. Über das Videosystem kommunizieren pro Tag bis zu 1,5 Millionen User. IServ will bis Ende 2021 rund 6000 Schulen mit Homeschoolingtools versorgen und den Jahresumsatz auf neun Millionen Euro steigern. Die 110 Mitarbeiter hoffen bis Ende des Jahres auf rund 50 weitere Kolleginnen und Kollegen.
96
Prozent mehr Kunden hat IServ seit dem ersten Coronalockdown gewonnen. Im März 2020 nutzten knapp 2300 Schulen die digitale Unterrichtsplattform, heute sind es 4500.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Cornelius Paul
Gründer des Solardachziegel-
herstellers autarq, Prenzlau
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 131:

Cornelius Paul

Gründer des Solardachziegelherstellers autarq, Prenzlau

Das Problem
Immer mehr Kunden wollen Sonnenstrom auf Dächern produzieren. Aber klassische Fotovoltaikmodule sind oft zu sperrig, etwa bei Altbauten mit Gauben.
Kleinere Fotovoltaikdachziegel. Die Stromausbeute der Minimodule von autarq ist pro Quadratmeter zwar etwas niedriger als die von Großmodulen, aber das machen sie wett: Mit ihnen kann wie mit Ziegeln nahezu die gesamte Dachfläche belegt werden. Das sieht auch besser aus als die Großmodule. Durch die Farbvarianten Schiefer und Rot wird der Einsatz erneuerbarer Energiesysteme so auch in historischen Stadtkernen möglich.
Die Umsetzung
Ein Dachdecker kann die Niedervolteinzelmodule ohne Elektriker verlegen, sie sind auch im Fall eines Brandes für Feuerwehren unproblematisch. Jedes Modul wird einzeln angeschlossen und seine Funktion überwacht. Anschlüsse liegen, vor Witterungseinflüssen geschützt, hinter den Ziegeln. Auf sie gibt autarq eine langjährige Garantie. Zu 75 Prozent ist die auf Umweltinvestments spezialisierte Econnext beteiligt – Investoren sind namhafte Familien.
250
Kunden von autarq in Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark und Norwegen haben 2020 die Minisolarmodule auf ihren Dächern installiert.
Text: Heike Schwerdtfeger
Foto: PR
Alexandra Knauer
Geschäftsführerin und Inhaberin
Knauer Wissenschaftliche Geräte
Im Nahkampf mit der Disruption
Teil 130:

Alexandra Knauer

Das Problem

Geschäftsführerin und Inhaberin Knauer Wissenschaftliche Geräte

Das Problem
Knauer liefert Analysegeräte vor allem an Universitäten und Untersuchungsämter. In der Coronakrise sind diese weitgehend geschlossen und kaufen fast keine neuen Geräte.
Die Lösung
Biotechnologie-Unternehmen, die an Impfstoffen gegen das Coronavirus forschen, brauchen nach der Zulassung der Vakzine schnell Produktionsanlagen. Wichtige Aufgabe bei der Herstellung ist neben der Reinigung des mRNA-Wirkstoffs seine Einkapselung in Lipid-Nanopartikel. Hier kann das 1962 gegründete Familienunternehmen sein Wissen einbringen. Darum verschickt Geschäftsführerin Alexandra Knauer Angebote und stößt auf hohes Interesse.
Die Umsetzung
Weil Knauer fast alle nötigen Bauteile in Eigenregie produziert, kann das Unternehmen bereits innerhalb von zwei Monaten einen Prototypen an ein namhaftes deutsches Pharmaunternehmen liefern. Nachdem die Berliner ihre Geräte gemeinsam mit Ingenieuren des Kunden genau an dessen Bedürfnisse angepasst haben, geht die Anlage in Rekordzeit in Betrieb. Es folgen weitere Aufträge, auch von anderen Impfstoffforschern.
68
Prozent Steigerung des Auftragseingangs verzeichnete das Unternehmen mit seinen 145 Beschäftigten zum Jahresende 2020 gegenüber dem vorausgegangenen Jahr.
Text: Rüdiger Kiani-Kress
Foto: PR
Jede Woche stellt die WirtschaftsWoche in einer eigens dafür geschaffenen Rubrik ein besonderes mittelständisches Unternehmen vor. Im Laufe des vergangenen Jahres entstand auf diese Weise eine kleine Galerie von Entrepreneuren, von Menschen, denen es gelungen ist, in ihrem Unternehmerleben eine Herausforderung kreativ, klug und mutig zu meistern. 

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