Helden des Mittelstands 2023
Mal
entwickeln sich Umsätze anders als geplant, die IT-Probleme sind größer als
erwartet oder Fachkräfte Mangelware. Wir porträtieren jede Woche einen
Mittelständler, der eine Herausforderung kreativ, mutig
und klug gemeistert hat.
Ralf Ebbinghaus
Geschäftsführer Enreach
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 234:
Teil 234:
Ralf Ebbinghaus
Geschäftsführer Enreach
Das Problem
Der Kommunikationsdienstleister
Enreach ist aus einer Fusion entstanden. Er braucht eine gemeinsame
Organisationsstruktur. Alles soll deutlich schneller gehen.
Die Lösung
Enreach setzt auf Selbstorganisation
und Transparenz. Den Rahmen dafür liefert das Organisationsmodell Holacracy,
2007 vom US-Management-Theoretiker Brian Robertson erdacht. Es verteilt Macht unter
den Mitarbeitern und ermöglicht
es jedem in der Firma, im Rahmen seiner Verantwortlichkeiten selbst zu entscheiden,
ohne Vorgesetzte zu fragen. Der Grundsatz lautet: Solange es dem Unternehmen nicht
schadet, probieren wir es aus.
Die Umsetzung
Bei der Implementierung von Holacracy helfen den
Enreach-Verantwortlichen Coaches von Robertsons Unternehmen Holacracy One.
Computerprogramme machen die Rollen und Verantwortungsbereiche der Mitarbeiter
sichtbar. Für jeden
wird transparent, wer für welche Aufgaben zuständig ist und woran gerade
gearbeitet wird. Für bestimmte Lösungen zahlt Enreach Lizenzgebühren.
Heute beschäftigt die Firma 1200 Angestellte.
27
Standorte zählt Enreach dank einer Fusion mit
zwei Unternehmen. Der Hauptsitz befindet sich in Dortmund. Kunden sind vor allem
deutsche Mittelständler.
Text: Stephan Knieps
Foto: PR
Foto: PR
Heike
Wenzel
Geschäftsführende Gesellschafterin der Wenzel Group
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 233:
Teil 233:
Heike Wenzel
Geschäftsführende Gesellschafterin der Wenzel Group
Das Problem
Dem Maschinenbauer mangelt es an
Fachkräften. Mit Gehältern der lokalen Konkurrenten Bosch und Linde kann
das Familienunternehmen nicht konkurrieren.
Die Lösung
Das Unternehmen, das weltweit mehr
als 500 Angestellte beschäftigt, führt die Viertagewoche ein. Seit Anfang
2022 arbeitet die Hälfte der Mitarbeiter nur noch bis Donnerstag. Statt 37,5
Stunden an fünf Tagen
arbeiten sie 36 Stunden an vier Tagen – und erhalten dafür den gleichen
Lohn. Vertriebsmitarbeiter und kaufmännische Angestellte, die die ganze Woche
über erreichbar sein müssen, können freitags
im Homeoffice bleiben.
Die Umsetzung
Inzwischen verzeichnet der Familienbetrieb rund 15 Prozent
höhere Bewerberzahlen. Die Produktivität ist trotz geringerer Arbeitszeit
nicht gesunken. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter seien wesentlich motivierter,
berichtet
Wenzel. Zudem sei der Krankenstand um ein Drittel gesunken, auch Fehlzeiten konnten
reduziert werden. Wer etwa einen Arzttermin hat, nimmt diesen nun in der Regel am
freien Tag wahr.
15
Prozent mehr Fachkräfte bewerben sich seit
Einführung der Viertagewoche beim Familienunternehmen Wenzel im
unterfränkischen Wiesthal.
Text: Nele Antonia Höfler
Foto: PR
Foto: PR
Ina
Mättig
Kommunikatorin bei der Wismut GmbH
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 232:
Teil 232:
Ina Mättig
Kommunikatorin bei der Wismut GmbH
Das Problem
Um die 800 Mitarbeiter im Büro
und auf der Baustelle zu informieren, verschickt das Bergbauunternehmen E-Mails und
Briefe. Das ist langsam und unzuverlässig.
Die Lösung
Ein Intranet von der Stange
würde Wismut nicht helfen: Viele Mitarbeiter des Unternehmens sitzen nicht am
Computer. Ina Mättig konzipiert mit ihrem Team deshalb eine App, mit der die
Beschäftigten Informationen empfangen
und darauf reagieren können. Mättig lässt verschiedene Komponenten
programmieren. Die Inhalte kommen von einer Redaktion, die sie aus Mitarbeitern
zusammenstellt. Innerhalb von Wochen entsteht so der mobile Kommunikationskanal.
Die Umsetzung
„Für die interne Kommunikation ist die App ein
Quantensprung“, sagt Mättig. Neben kurzen Beiträgen über
Neuigkeiten im Unternehmen, gibt es auf Wi2go Chats und etwa einen Zugriff auf das
persönliche
Arbeitszeitkonto. Kürzlich hat das Unternehmen sogar einen Bereich für
sogenannte Pflegelotsen eingeführt: Mitarbeiter können jetzt bei Bedarf
Kollegen mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen unter
die Arme greifen.
15
Personen planen und redigieren die Beiträge
für die Firmen-App. Für die Fertigstellung bezahlte Wismut eine
„niedrige fünfstellige Summe“.
Text: Artur Lebedew
Foto: PR
Foto: PR
Markus
Schunk
Geschäftsführer HRworks
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 231:
Teil 231:
Markus Schunk
Geschäftsführer HRworks
Das Problem
Der Gründer verkaufte 2020 das
auf Personalverwaltung spezialisierte Unternehmen. Er hinterließ zwar ein gutes
Produkt, aber Schwächen in Marketing und Vertrieb.
Die Lösung
Der neue Eigentümer, das
Private-Equity-Unternehmen Maguar Capital, installiert Schunk als neuen
Geschäftsführer. Dieser bringt Erfahrung mit digitalen Unternehmen mit,
etwa aus seiner Zeit bei der Singlebörse
Parship. Schunk setzt einen neuen Marketingchef ein und verdoppelt die Zahl der
Mitarbeiter in Marketing und Vertrieb. Die neuen Beschäftigten weiten etwa das
Onlinemarketing aus. Es entstehen Ideen für Produkterweiterungen.
Die Umsetzung
Der Gründer wollte vieles selber machen –
Schunk aber öffnet das Unternehmen über Schnittstellen in der
Firmensoftware für Partner wie Datev. Das sorgt für neue
Möglichkeiten: Das System von
HRworks sammelt die Daten der Mitarbeiter von Kundenunternehmen, Datev erstellt
daraus die Gehaltsabrechnung. Die Zahl der HRworks-Mitarbeiter wächst von 50
auf 120. Nun treibt das Urteil zur Zeiterfassungspflicht das
Geschäft zusätzlich an.
23
Millionen Euro setzte HRworks 2022 um – das waren
zehn Millionen Euro mehr als noch im Jahr 2020, in dem die Firma
übernommen wurde.
Text: Annina Reimann
Foto: PR
Foto: PR
Detlef
Seyfarth
Marketingchef Wera Werkzeuge
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 230:
Teil 230:
Detlef Seyfarth
Marketingchef Wera Werkzeuge
Das Problem
Wera stellt mehr als 3000 hochwertige
Schraubwerkzeuge her. Der Preiskampf mit weltweit 300 Konkurrenten ist hart.
Marktanteile sind umkämpft.
Die Lösung
Die Wuppertaler machen aus ihrem
Namen eine gemeinschaftsstiftende Marke mit rockigem Image – und dem Beinamen
Tool Rebels. Das Design entwickelt Wera mit der Uni am Heimatstandort. Der
Hersteller setzt auch auf Partnerschaften
mit Open-Air-Festivals für Metal-Fans, Wacken zum Beispiel. Ein
Heißluftballon in der Form eines 65 Meter hohen Schraubendrehers hat 60
Einsätze im Jahr. Werkzeuge gibt es auch mit gravierten Namen.
Die Umsetzung
Seyfarths Team feilt fast ohne Werbeagentur am Image,
Werkzeug für Rebellen herzustellen: „Die schrägen Ideen kommen von
allen aus der Belegschaft.“ Seit 2022 verkauft Wera auch im eigenen
Onlineshop seine
Artikel, darunter Kurioses wie einen Flaschenöffner im Schraubendreher-Stil.
Das alles macht Wera unabhängiger vom Preiskampf und von den Großkunden,
für deren Eigenmarken Wera früher in großem
Umfang produziert hat.
3
Prozent des Wera-Umsatzes fließen ins
Marketing. Innerhalb von zehn Jahren stieg der Umsatz von 60 auf 200
Millionen Euro. Wera hat 1500 Beschäftigte.
Text: Harald Schumacher
Foto: PR
Foto: PR
Melanie
Baum
Geschäftsführerin Baum Zerspanungstechnik
Im Nahkampf mit der
Disruption
Teil 229:
Teil 229:
Melanie Baum
Geschäftsführerin Baum Zerspanungstechnik
Das Problem
Melanie Baum will die väterliche
Firma übernehmen. Doch mögliche Steuern, Umsatzrückgänge und ein
überholter Managementstil bedrohen die Zukunft.
Die Lösung
Die Baums entwickeln das Modell
2+2+2. Die Tochter agiert zwei Jahre als Führungskraft, weitere zwei Jahre als
Vizechefin und noch einmal zwei Jahre als Geschäftsführerin mit Vater
Hans-Peter als Assistenten. Am
Ende kauft die Nachfolgerin die Baum Zerspanungstechnik aus Marl mithilfe von
Geldgebern. Das stärkt die Liquidität, statt sie zu schwächen, wie
häufig bei einer Übernahme durch eine vorgezogene Erbschaftsregelung.
Die Umsetzung
Die neue Baum Zerspanungstechnik kommuniziert das Modell
offen und stärkt so ihren Rückhalt bei Geschäftspartnern und lockt
zusätzliche Fachkräfte an. Auf dieser Basis entwickelt das Unternehmen in
Rekordzeit
Hightechverfahren, mit denen es Werkzeuge für Wasserstofftechnik, Recycling
oder Antriebe in Kleinserien baut. Damit beendet der Mittelständler selbst das
Coronajahr 2021 mit einem Rekordergebnis.
6
Millionen Euro Umsatz erreichte Baum
Zerspanungstechnik durch den Umbau – 50 Prozent mehr als vor der Krise, bei
fast gleich großer Belegschaft.
Text: Rüdiger Kiani-Kreß
Foto: PR
Foto: PR
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Jede Woche stellt die WirtschaftsWoche in einer eigens dafür geschaffenen Rubrik ein
besonderes mittelständisches Unternehmen vor. Im Laufe des vergangenen Jahres entstand
auf diese Weise eine kleine Galerie von Entrepreneuren,
von Menschen, denen es gelungen ist, in ihrem Unternehmerleben eine Herausforderung kreativ,
klug und mutig zu meistern.
Zu den Helden des Mittelstands 2022
Zu den Helden des Mittelstands 2021
Zu den Helden des Mittelstands 2020
Zu den Helden des Mittelstands 2019
Zu den Helden des Mittelstands 2018
Und
falls Sie Macher, Schaffer, Unternehmer kennen, die zu Helden taugen, freuen wir uns auf
Ihre Vorschläge.
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