Der Ursprung meiner Karriere
Ob Studium, Hobby oder erster Job – die verschiedenen Stationen im Leben prägen nicht nur die Persönlichkeit eines Menschen, sondern auch seine Karriere. Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft berichten, wie sie wurden, was sie sind.

Thomas Buberl

Wer bremst, verliert.
Thomas Buberl
Vorstandsvorsitzender von Axa
Annähern
Während des Studiums in Paris ging ich oft inlineskaten. Nahe Notre Dame, wo ich auf die Nase gefallen bin, sind die Bürgersteige heute noch so holprig wie damals. Ich war vorher schon in Frankreich, mit meinen Eltern im Urlaub und zum Schüleraustausch in der Bretagne. Das war cool. Aber in Paris hat sich eine dauerhafte Beziehung entwickelt zur Stadt und zum Land. Ich wollte immer wieder zurück­kommen.
Aufhelfen
2005 wechselte ich von einer Unternehmensberatung zur Winterthur-Versicherung. Und merkte: An einem Tag 15 Menschen führen und am nächsten vor 3000 stehen – das lässt sich in keinem Buch nachlesen. Bereut habe ich den Wechsel nie. Mich fasziniert dieses Metier. Versicherer schaffen einen Ausgleich zwischen Menschen, die Schwierigkeiten haben im Leben, und jenen, denen es besser geht.
Ankommen
Als Deutscher einen französischen Konzern zu führen war eine Herausforderung. Zumal ein Traditionsunternehmen wie Axa. Mein
Vorgänger Henri de Castries (links) hat es zum Erfolg gebracht, aber es bedarf eines Wandels. Mein erster Schritt zur Integration: Beim Lunch im Élysée-Palast wurde ich der französischen Delegation zugeordnet. Manchmal bin ich ziemlich deutsch. Wenn man etwas gesagt hat, dann macht man das auch.
Redaktion: Karin Finkenzeller
Fotos: Privat (2)/PR/LAIF
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Hera
Lind

Mein Lebensmotto: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.
Hera Lind
Bestsellerautorin
Entschlossen
Als Tochter einer Bielefelder Arztfamilie entriss ich schon im Korbkinderwagen meiner armen, zierlichen, überforderten Mutter die
Macht: „Hier entlang, mir nach“, sagte mein Blick. Ich war schon immer zupackend und zielorientiert. Weil ich erst Lehrerin werden
wollte, ging es zum Germanistik- und Theologie-Studium nach Köln. Meine Adresse: ein Zimmer im katholischen Mädchenwohnheim.
Besungen
Weil mein Onkel Johannes Musikprofessor an der Hochschule war, durfte ich nach dem Staatsexamen Gesang studieren, machte fast nur Kirchenmusik. Alles zur Ehre Gottes. Als Konzertsängerin landete ich im Rundfunkchor vom WDR, ging als Gesangssolistin auf Tourneen. Ans Schreiben kam ich 1988 in der Babypause für das erste meiner vier Kinder, da schrieb ich meinen ersten Roman.
Entdeckt
Daraus wurden bisher 35 Romane. Auf dem „Traumschiff“ durfte ich für Harald Juhnke einspringen und entdeckte dabei mein Talent
als Entertainerin. Auf dieser Reise lernte ich Engelbert Lainer kennen, den ich 2002 heiratete und mit dem ich sehr glücklich geworden bin. Heute leben wir in meiner Traumstadt Salzburg, ich schreibe weiter Bücher, und mein Mann leitet ein Luxushotel.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat/Picture-Alliance/dpa
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Lars
Hinrichs

Ich habe viele Biografien von
erfolgreichen Leuten gelesen, um mich
inspirieren zu lassen. Aber am liebsten
mache ich doch mein eigenes Ding.
Lars Hinrichs
Xing-Gründer und Investor
Schüler-Berater
Ich habe 1989 als Schüler die Mailbox-Szene für mich entdeckt, eine frühe Form vernetzter Kommunikation. Das hat mich enorm fasziniert. Ich habe mir extra ein besonders schnelles Modem aus den USA mitgebracht. Daheim schoss die Telefonrechnung in immense Höhen, und ich musste mir einen eigenen Anschluss besorgen. Um das Geld
dafür zu verdienen, habe ich als Schüler Firmen erklärt, wie man online geht.
Gründer
Meinen Studienplatz an der Uni habe ich noch am ersten Tag jemand anders überlassen. Mir war nach einem Gespräch mit einem Professor klar, dass ich, statt im Hörsaal zu hocken, lieber mit einem Kumpel die Digitalberatung Böttcher-Hinrichs AG gründen wollte. Nach ein paar Jahren waren wir leider insolvent. Aber was ich damals gelernt habe, half mir später beim Aufbau des Businessnetzes OpenBC, heute Xing.
Investor
Nach dem Verkauf meiner Xing-Anteile an Burda brauchte ich Zeit, um auf einer Weltreise Abstand zu gewinnen. Es war wie ein Entzug, um von einer Droge runterzukommen. Dann war ich frei für Neues. Heute
unterstütze ich als aktiver Investor Gründer. Abhängen ist nicht mein Ding. Meine digitale Erfahrung bringe ich auch als Aufsichtsrat ein – etwa bei der Deutschen Telekom; hier im Bild mit T-Mobile-USA-Chef John Legere.
Redaktion: Thomas Kuhn
Fotos: Privat/PR
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Anselm
Bilgri

Wirtschaft muss dem Menschen
dienen und nicht der ungezügelten
Profitmaximierung.
Anselm Bilgri
Mönch, Autor und Redner
Kantine
Als Sohn eines Metzgers wuchs ich mit zwei Geschwistern im damaligen Münchner Arbeiterviertel Haidhausen auf. Ich bin unsportlich. Mein Vater wollte mir Skilaufen beibringen – ich landete erst mal im Bach. In der Kantine, die meine Eltern betrieben, verdiente ich mein Taschengeld. Die Gastwirtschaft, die sie später eröffneten, wollte ich jedoch nicht übernehmen, sondern lieber Lehrer werden. 
Kloster
Schon nach dem ersten Jahr im Theologiestudium wusste ich: Ich gehe ins Kloster. Mit 23 trat ich ins Priesterseminar ein, mit 27 Jahren
empfing ich von Kardinal Ratzinger die Priesterweihe. Später übernahm ich im Kloster Andechs die Verantwortung für Brauerei,
Gastronomie und Landwirtschaft – obwohl ich an Erfahrungen dafür lediglich die Hilfe im Betrieb meiner Eltern vorweisen konnte.
Consulting
Aus Enttäuschung, wie meine Zöglinge während eines Sabbatjahres mit Mitarbeitern umgingen, kehrte ich nicht nach Andechs zurück.
Stattdessen gründete ich ein Beratungsunternehmen für werteorientiertes Führen. Bis heute gebe ich Kurse für Manager, die bereit sind, an sich zu arbeiten. Einer meiner Schüler kündigte nach dem Seminar und gründete in Portugal ein Heim für verwaiste Esel.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat/PR
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Christine
Bortenlänger

Es hilft nix, ich muss die Menschen
mitnehmen – wenn ich sie abhänge,
erreiche ich nichts.
Christine Bortenlänger
Chefin des Deutschen Aktieninstituts
Dirndl
Als Münchner Kindl liebte es mein Vater, Journalist beim „Münchner Merkur“, mich im Dirndl zu sehen – ich fand es nicht so toll. Hätte ich singen können, wäre ich gerne Opernsängerin geworden. Oder Landwirtin, ich war oft auf dem Bauernhof meines Onkels. Mit acht Jahren fuhr ich Traktor. Handarbeit fand ich doof, ich hätte lieber
Werkunterricht bekommen wie die Jungs.
Zahlen
Bei einem Schulausflug zur Münchner Börse faszinierte mich die Atmosphäre auf dem Parkett so sehr, dass ich tat, was sich meine
Mutter wünschte: eine Banklehre machen und BWL studieren. Zahlen lagen mir immer schon, und am Ende erhielt ich 10 000 Mark als Preis für die beste Diplomarbeit Bayerns. Ich war seit Jahren die Erste, die ihn alleine bekam und nicht teilen musste.
Karriere
Für mich war immer wichtig, mir anspruchsvolle Ziele zu setzen. Und so habe ich es mir auch zugetraut, trotz unserer drei Kinder im Jahr 2000 den Job als Chefin der Münchner Börse anzunehmen. In der Mittagspause aßen wir oft zusammen. Vor sieben Jahren lotste mich dann ein Headhunter ans Deutsche Aktieninstitut in Frankfurt, mein Lebensmittelpunkt ist aber München geblieben.
Redaktion: Peter Steinkirchner
Fotos: Privat (3)/Imago Images/Sammy Minkoff
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Jochen
Zeitz

Sinn und Zweck eines vernünftigen
Wirtschaftens muss es sein, Business,
Menschen und die Natur miteinander
in Einklang zu bringen.
Jochen Zeitz
Exchef von Puma, Nachhaltigkeitsmissionar
Amerika
Mit 17 habe ich bei den Mannheim Redskins American Football gespielt; das nannte sich zwar Bundesliga, tatsächlich waren wir
blutige Amateure. Damals gab es dort eine große US-Armeebasis, entsprechend viele GIs waren im Team. Ich entwickelte deshalb früh
eine starke Affinität zu Amerika. Für meinen ersten Job ging ich zu Colgate-Palmolive nach New York. Mit gerade mal 24 Jahren.
Herzogenaurach
Zu Puma kam ich über einen Headhunter, eigentlich wollte ich im Marketing anfangen. Die Firma steckte in einer tiefen Krise, die Eigner setzten auf mich als neuen Vorstandschef. Ich wurde von vielen für verrückt erklärt, weil wir auf die Verbindung von Sport und Lifestyle gesetzt haben, auf Frauen als Zielgruppe – und auf Nachhaltigkeit. Alles Themen, die heute selbstverständlich sind.
Afrika
Die Themen, die ich bei Puma angestoßen habe, begleiten mich bis heute – etwa die Liebe zu Afrika. Dazu gehören neben verschiedenen
Aufsichtsratsmandaten etwa meine Farm und Stiftung in Kenia sowie das Kunstmuseum MoCAA in Kapstadt. Dazu habe ich zwei kleine Kinder – ich habe mein Leben heute so organisiert, dass ich möglichst viel mit meiner Familie zusammen sein kann.
Redaktion: Peter Steinkirchner
Fotos: Privat/Laif/CameraPress/Reuters Connect/PR
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky

Willy
Bogner

Es kommt nicht so sehr darauf an, was einer macht, sondern wie er es macht.
Willy Bogner
Modeunternehmer
Familienmensch
Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Wenn es die Zeit erlaubte, standen sie an den Skipisten und feuerten mich an. Umso mehr haben sie sich gefreut, als ich mich doch entschied, aktiv in das Familiengeschäft einzusteigen. Sie haben unser Unternehmen 1932 in einem kleinen Hinterhof in München gegründet und eine Weltmarke daraus gemacht.
Skifahrer
Seit ich denken kann, ist das Skifahren meine absolute Leidenschaft. Ein einschneidendes Erlebnis war für mich die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1960 in Squaw Valley. Obwohl ich in dem nervenaufreibenden Rennen nicht gewonnen habe, hat mich diese Erfahrung darin bestärkt, nicht aufzugeben, es immer wieder zu probieren, um die eigenen Träume und Ziele zu verwirklichen.
Kameramann
Für eine Stuntsequenz des 007 „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ bin ich 1969 beispielsweise mit 100 Stundenkilometern und einer 30 Kilogramm schweren Spezialkamera vor dem Bauch durch einen Eiskanal gefahren – ein einmaliges Erlebnis! Ich konnte meine Kenntnisse später auch in eigenen Produktionen umsetzen, wie dem legendären Sportfilm „Feuer und Eis“.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat/PR
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sebastian Feltgen

Titus
Dittmann

Chancen sind wie eine Art Zeitfenster. Man muss durchspringen, solange es offen ist, sonst gibt es Scherben.
Titus Dittmann
Sport-Unternehmer
Chauffeur
1966 hatte ich sechs Wochen lang in einer Matratzenfabrik Federkerne ineinandergedreht, um mein erstes Auto zu finanzieren, einen gebrauchten Fiat. Um Sprit und Unterhalt zu bezahlen, nutzte ich mein Monopol im Internat: Ich war der Einzige mit Auto. Für zehn Pfennig pro Kilometer fuhr ich Mitschüler mit Freundin zur Eisdiele. So konnten sie Eindruck schinden und ich Geld verdienen.
Lehrer
Als angehender Lehrer sah ich zum ersten Mal Kinder auf Skateboards und wollte es ausprobieren. 1978 gründete ich eine Skateboard AG. Um die zu versorgen, flog ich in den Sommerferien in die USA und schmuggelte die ersten Skateboards für meine Schüler in der Dreckwäsche nach Deutschland. Daraus entstand ein Geschäft mit mehreren 100 Mitarbeitern und Millionenumsätzen.
Helfer
Wenn man wie ich 1968 Abi gemacht hat, hat man ein schlechtes Gewissen, sobald man viel Geld auf dem Konto hat. Das wollte ich nie. Deshalb habe ich das Geld immer rausgehauen – und investiert in die Szene. Die Gründung meiner Initiative skate-aid war also ein logischer Schritt. Wir nutzen die pädagogische Kraft des Skateboardens, wie hier 2011 an einer Schule in Afghanistan.
Redaktion: Jan Guldner
Fotos: Privat, PR
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sebastian Feltgen
Sigrid Nikutta, Johann Lafer oder Reinhold Messner: Entdecken Sie weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft.

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