Der Ursprung meiner Karriere
Ob Studium, Hobby oder erster Job – die verschiedenen Stationen im Leben prägen nicht nur die Persönlichkeit eines Menschen, sondern auch seine Karriere. Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft berichten,
wie sie wurden, was sie sind.
Bill McDermott
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Was uns im Leben prägt, sind unsere
Träume, die Liebe zu Menschen und die Fähigkeit, Dinge zu tun, die zuvor noch nie getan wurden.
Träume, die Liebe zu Menschen und die Fähigkeit, Dinge zu tun, die zuvor noch nie getan wurden.
Bill McDermott
Technologiemanager, Ex-SAP-Chef

Der Gründer

Aufgewachsen bin ich in einer Vorstadt von New York. Obwohl mein Vater jede Extraschicht machte, die er als Mechaniker in der Stromversorgung kriegen konnte, war nie viel Geld da. Also packte ich mit an,
zum Teil mit drei Jobs gleichzeitig. Mit 11 gründete ich mein erstes Unternehmen: Ich lieferte Delikatessen aus und war damit so erfolgreich, dass es mein Studium finanzierte.

Der Träumer
Um etwas Außergewöhnliches zu schaffen, braucht man einen Traum. Vor meinem Bewerbungsgespräch beim Technologiekonzern Xerox versprach ich zu Hause, dass ich nicht ohne Mitarbeiterausweis zurückkehren
würde. Ich konnte dann meinen späteren Chef überzeugen. Mit 36 wurde ich Mitglied im Vorstand. Ich war dort der jüngste Geschäftsführer in der Unternehmensgeschichte.


Der Anführer
Bei SAP stand ich zehn Jahre lang an der Spitze und war dort der erste amerikanische CEO. Ich verließ SAP in einem deutlich besseren Zustand, als ich es vorgefunden hatte. Das war und ist immer mein Anspruch an
meine Rolle. Seit 2019 bin ich Chef von ServiceNow, einem deutlich kleineren Unternehmen. Das fühlt sich gut an, weil wir jetzt richtig loslegen – und meine Erfahrung hilft.
Redaktion: Michael Kroker
Fotos: Privat (2),PR/Peter Yang
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Claus
Hipp
Hipp
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Das Ziel der Erziehung sollte nicht nur der gut ausgebildete Mensch sein,sondern der gebildete Mensch.
Claus Hipp
Geschäftsführender Gesellschafter Hipp

Paradiesvogel

In meiner Jugend hatte ich viele Berufswünsche: Musiker, Maler, Schauspieler. Zeitweise half ich als Reiterdouble beim Film aus, wie hier neben Lieselotte Pulver. Eher aus Verlegenheit habe ich mich für ein
Jura-Studium entschieden und bin schließlich mit Begeisterung in den Betrieb meiner Eltern eingestiegen. Ich bin überzeugt, dass wir Menschen mit Kreativität und Ideen brauchen.

Pragmatiker

Parallel zu Studium und Firma war ich in den Sechzigerjahren Meisterschüler an der Malschule Heinrich Kropp. Beides, Kunst wie Wirtschaft, lebt von neuen Ideen. Aber ich bin froh, nicht vom Malen leben zu müssen.
Dann wäre die Versuchung groß, das zu machen, was der Markt wünscht. Es erfordert viel Tapferkeit, auf wirtschaftlichen Erfolg zu verzichten, um seiner Linie treu zu bleiben.

Patriarch
Dankbar bin ich, das Erbe meiner Eltern fortgeführt und meinen Teil zur Firmengeschichte beigetragen zu haben. Später werden wir daran gemessen, wie wir mit unserem Vermögen umgegangen sind. Deswegen
verteile ich es lieber mit warmer als mit kalter Hand. Mittlerweile steht die vierte Generation in der Verantwortung und bei 14 Enkeln ist mir um die Zukunft nicht bange.

Redaktion: Kristin Rau
Fotos: Privat (2), Picture-Alliance/dpa/hipp-obs
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Kim-Eva
Wempe
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Mein Lebensmotto: Wort halten, weltoffen sein und Verhältnismäßigkeit wahren.
Kim-Eva Wempe
Inhaberin der Juwelierkette Wempe

Bewiesen
Ich wuchs als Einzelkind auf, musste mich aber trotzdem bei meinem Vater beweisen. Nach dem Abitur arbeitete ich zunächst einige Zeit in einer Gärtnerei. Das erdet. Später machte ich Praktika in der Schweiz
und Italien. Direkt nach meinem Wirtschaftsstudium stieg ich 1984 in unser Familienunternehmen ein. So konnte ich endlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse direkt in die Praxis umsetzen.


Erinnert
Seit 17 Jahren leite ich unser Unternehmen in vierter Generation. Ein wegweisender Moment war für mich vor 16 Jahren die Besichtigung der verfallenen Sternwarte am Ochsenkopf im sächsischen Glashütte.
Dort hatte schon mein Großvater Herbert Wempe große Pläne. Ich investierte die ersten zwei Millionen Euro in den Umbau der Ruine, um dort die Produktion unserer Armbanduhren der Marke Wempe Glashütte
I/SA aufzubauen.

Erweitert

Reisen ist meine Leidenschaft, dafür hätte ich gerne mehr Zeit. Es erweitert mein Bewusstsein, baut Vorurteile ab und befriedigt meine Neugier. So wie einst die Reise in die Antarktis mit meinem Mann Fritz
Ahrens und meinem Vater Hellmut. Meine allerschönste Reise aber war mit dem Wohnmobil durch Norwegen mit meinem Mann sowie meinen Kindern Scott und Chiara, als sie acht und zehn Jahre alt waren.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat (2), Presse
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sebastian Feltgen
Thomas Rath
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Mein Beruf ist meine Lebensenergie –
mein Atelier ist der Motor, Neugierde
und Leidenschaft sind das Benzin.
mein Atelier ist der Motor, Neugierde
und Leidenschaft sind das Benzin.
Thomas Rath
Designer

Wellenreiter

Ich kann mich genau daran erinnern, wie meine Eltern mich auf die kleinste und wackligste Bühne der Welt stellten. Eine Bella Figura machen – das habe ich auf dem Gardasee während meiner Kindersommertage
gelernt. Diese Unbeschwertheit habe ich mir bis heute versucht zu bewahren, bei dem, was ich jeden Tag in meinem Beruf mache. Und ich flitze auf meinem kleinen Boot gern rund um Mallorca und genieße das
Meer.

Wuschelkopf
In meiner Jugend hatte ich einen blonden Wuschelkopf – und damals wuschelte es auch im Kopf. Ich komme aus einer Kölner Familie, die über drei Generationen Wurstfabriken führte. Bereits in meiner Schulzeit
entschied ich mich aber für die Modebranche. Ich machte Station bei Windsor, Jil Sander und Mulberry. Vor über zwölf Jahren dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Wieder Stoffballen schleppen
– aber im eigenen Atelier.


Wandelbar

Ich liebe es, in meinem Atelier in Düsseldorf am Rhein zu sein, ganz allein für mich die Entwürfe durchzugehen und meiner Inspiration freien Lauf zu lassen. Mir reicht ein Stift, ein Blatt, die besagten
Stoffballen und natürlich die zündende Idee. Ich liebe Farben und Formen und tauche darin einfach weg. Deshalb bin ich schließlich Designer geworden. Und fast nebenbei arbeite ich noch fürs Fernsehen.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat, Imago Images
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Hermann Simon
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Mach dir heute keine Sorgen über das, was morgen vielleicht nicht passiert.
Hermann Simon
Manager und Wirtschaftsprofessor

Aufgelehnt

Als Sohn einer Bauernfamilie wuchs ich im Eifeldorf Hasborn auf. Mit drei Jahren kannte ich jedes Pferd der 38 Höfe mit Namen. Ich war kein guter Schüler, aber dass mich der katholische Pfarrer – er
hatte das Sagen – nicht aufs Gymnasium schickte, wurmte mich. Weil ich es wollte, meldete mich mein Vater am Tag vor Fristablauf an. So war klar: Ich führte den Hof der Familie nicht fort.

Abgehoben
Prägend war die Schulfahrt 1965 mit dem Religionslehrer von Spanien nach Marrakesch. Auf der Überfahrt schnupperte ich zum ersten Mal den Duft der großen weiten Welt. Dass sich mein Traum vom Starfighterpilot
wegen meiner Farbschwäche nicht erfüllte, war aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Zu viele stürzten ab. Stattdessen ging ich zur Bodentruppe der Luftwaffe.


Angewandt
Einen Karriereplan hatte ich nicht. Nach drei Forscherjahren in den USA, wo mich Managementguru Peter Drucker beeinflusste, wurde ich an der Uni Mainz Chef des größten Managementinstituts. Ich lernte Top-Manager
wie Alfred Herrhausen kennen. Doch die Praxis lockte mich: Zu dritt gründeten wir in Bonn eine Pricing-Beratung, bei der nun 1500 Leute in 39 Büros weltweit arbeiten.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat (2), Visum/Bernd Arnold
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Ferdinand Dudenhöffer
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Der liebe Gott hat mir den schönsten Job gegeben, den er zu vergeben hatte. Was will ich mehr, er ist meine Leidenschaft.
Ferdinand Dudenhöffer
Professor für Automobilwirtschaft
Professor für Automobilwirtschaft

Allzeit bereit

Von klein auf lernte ich eine Rund-um-die-Uhr-Mentalität. Meine Mutter hatte daheim in Herxheim in der Pfalz einen Hut- und Sockenladen neben der Kirche. Kirchgänger kamen sonntags nach der Messe
zum Einkaufen. Später als Panzerjäger mit langen Haaren war ich eher ein Exot, trug ein Haarnetz und musste zur Abschreckung öfter am Wochenende im Kampfanzug Wache schieben.

Streitbar
Nach dem VWL-Studium arbeitete ich im Marketing bei Autobauern wie Opel, Porsche und Peugeot, bevor ich in die Wissenschaft ging. Einige unkten, ich sei ein Marcel Reich-Ranicki der Autobranche (im Bild mit Schaeffler-Eignerin
Maria-Elisabeth Schaeffler). Während der Winterkorn-Regentschaft stufte mich VW als Feind ein. Meine Streitlust machte vorm ADAC nicht halt. Ich musste lernen: Beide können unangenehm werden.


Nie Langeweile
Seit 1996 lehre ich an Hochschulen, zunächst an der FH Gelsenkirchen, seit 2008 an der Uni Duisburg-Essen. Nun, wo mir in Deutschland die Zwangsverrentung droht, flüchte ich ins Asyl an die Uni St. Gallen
in der Schweiz, wo ich auch als „leicht“ älterer Mensch weiter arbeiten darf. Wärs anders, wäre das Leben trist. Wichtig ist, den Speed nicht zu verlieren. Meine Vision: Einfach mal
am Telefon schneller als die E-Mail sein.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Brigitte Zypries
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Ein Teil allen Talents
ist die Courage.
ist die Courage.
Brigitte Zypries
Exministerin
Exministerin

In Diskussion

Als Schulsprecherin las ich bereits mit 16 Jahren erste politisch-philosophische Texte. Alles zur Gerechtigkeit interessierte mich enorm. Viele Abende diskutierte ich das mit meinem Vater, einem CDU/FDP-Wähler.
Dabei vertrat ich, ohne es zu wissen, bereits sozialdemokratische Positionen. Die Übung in der Auseinandersetzung nützte mir später in meinem Jurastudium in Gießen.

Im Rampenlicht
Im Oktober 1998 wurde Gerhard Schröder Bundeskanzler und ich Staatssekretärin im Innenministerium. Alles war neu, auch dass jede meiner Äußerungen bundesweit verbreitet wurde. Deutlichstes Indiz der
medialen Aufmerksamkeit, die ich von nun an regelmäßig erfahren sollte: Der berühmte Politfotograf Jupp Darchinger machte Porträts von mir.


Im Weltall

2017 wurde ich Wirtschafts- und Energieministerin. Nach der Zeit als Justizministerin bis 2009 war das für viele eine unerwartete Wendung. Dabei hatte ich bereits seit 2013 als parlamentarische Staatssekretärin
im Wirtschaftsministerium gearbeitet. Statt auf den Hinterbänken des Parlaments zu sitzen, wollte ich die Digitalisierung für den Mittelstand und in der Luftfahrt gestalten. Wie trifft man sonst
schon Astronauten wie Alexander Gerst?
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat (2), action press, LAIF/Daniel Hofer
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Dieter Kempf
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Ich habe mich bei meinem Führungsverhalten gern an Winnetou orientiert: alle Argumente anhören, nachdenken und schnell und konsequent entscheiden.
Dieter Kempf
Präsident des BDI

Basteln
Aufgewachsen bin ich in München. In den Sechzigerjahren schenkte mir mein Vater eine kleine Gebäudegruppe aus Kunststoff, die wir gemeinsam zusammengebaut haben. Eine tolle
Beschäftigung für Winterabende. Bauingenieur bin ich trotzdem nicht geworden, sondern studierte BWL. Mein Studium finanzierte ich durch diverse Jobs, viele Jahre bei McDonald’s
– als einer der ersten Mitarbeiter in Deutschland.

Frickeln
Motorradfahren war immer meine Leidenschaft, die ich mir bis heute erhalten habe. Die Honda CB 750 war meine zweite Maschine, sie steht noch in meiner Garage. Mit 69 PS war sie Anfang der Siebziger das schnellste
serienmäßige Zweirad. Ich greife immer wieder zu Schraubendreher und Drehmomentschlüssel. Sich mit praktischen Dingen zu beschäftigen schadet nicht.


Digitalisieren

Mein erster Arbeitstag bei der Datev, einem IT-Dienstleister für Steuerberater, war der 28. Juni 1991. Ich habe damals nicht gedacht, dass daraus 25 Jahre als Vorstand würden, davon
20 Jahre als Vorsitzender. Mein Computer in den Anfangstagen wog 13 Kilo und sah in seinem Koffer eher wie eine Nähmaschine aus. Mich hat diese neue Technologie trotzdem von Anfang an
begeistert.
Redaktion: Claudia Tödtmann
Fotos: Privat (2), Getty Images/Photothek
Gestaltung und Produktion: Marcel Stahn & Sara-Verena Adamsky
Jochen Schweizer, Wolfgang Bosbach oder Utz Claassen: Entdecken Sie weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft.
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